Leserbrief an NOZ
Leserbrief an Neue Osnabrücker Zeitung zum Beitrag:
„Neue Medizin“ mit verschwommenen Beweisen
erschienen in der NOZ, Samstag 21. Januar 2006, S. 21
Voreingenommener Betroffenheits-Journalismus
Als Hochschulabsolvent und Fachjournalist für angewandte Naturwissenschaften bin ich schockiert über die Berichterstattung von Frank Henrichvark, lässt doch sein Beitrag zu einer Veranstaltung über die „Germanische Neue Medizin®“ elementare journalistisch-handwerkliche Grundregeln vermissen. Ich hätte einen kritisch-objektiven Bericht erwartet, finde aber ein Gemenge aus Meinung und Mutmaßungen, aufgepeppt durch modische pseudo-objektive Polemik und tendenziöse Wortwahl. Ein Paradebeispiel für jeden Volontär, wie man es in einem Bericht nicht machen darf!
Ich habe selbst diese Veranstaltung besucht, um mich vorurteilsfrei über eine alternative Auffassung von Krankheiten, deren Entstehung und deren Behandlung zu informieren. Mit Hamer und seiner Medizin bin ich so das erste Mal konfrontiert worden.
Durchsichtige Diffamierung
Der Zeitungsbericht ist reißerisch als „Geschichte, die vornehmlich in Hinterzimmern spielt“ aufgemacht. Anstatt Fakten zu liefern, hält es der Autor für wichtiger lang und breit zu erklären, dass in dem Veranstaltungssaal „sonst auch Matratzen und Rheumadecken verkauft werden“ (Warum dürfen die nicht verkauft werden und was kann der Referent des Abends dafür?), dass „80 Personen widerspruchslos ihre fünf Euro Eintritt zahlen“ (Natürlich zahle ich das im Programm angegebene Salär, wie bei jedem anderen Vortrag etwa der VHS auch!) und die Gesellschaft sich zusammensetzte aus „zumeist älteren Frauen, Herren im Trachtenlook aber auch Mittdreißiger und ... ein junges Mädchen mit Mundschutz.“ (Ich selber bin 42 Jahre alt und trug Jeans und Pulli, etliche Männer zwischen 45 und 55 haben traten konventionell-leger auf, meine Tischnachbarinnen waren sicher nicht älter als 45, und wir waren keineswegs die Ausnahme.) Es ist der peinliche und durchsichtige Versuch des Schreibers im Beitrag Stimmung gegen den Referenten, den Vortrag und die Zuhörer zu machen und sie alle in eine obskure Schmuddelecke zu schieben. Soviel zur Sachlichkeit der atmosphärischen Schilderungen ...
Verschweigen von Fakten
Doch worum geht es eigentlich inhaltlich? Der Referent Helmut Pilhar erläuterte zunächst fünf Thesen die das Fundament der „Germanischen Neuen Medizin“ bilden. Der Arzt Dr. Ryke Geerd Hamer hat diese Thesen aufgestellt. Dieser ging bei der Entwicklung seiner Theorie genauso vor, wie jeder andere seriöse Wissenschaftler: Am Anfang steht eine Beobachtung, dann wird eine verifizierbare Hypothese erstellt die anhand von Experimenten überprüft wird. Lässt sich die Hypothese nach wissenschaftlichen Regeln und gewissenhaften Prüfungen in Hochschulen und Universitäten nicht widerlegen, gilt sie als anerkannte These und aktueller Stand der Wissenschaften. Genau auf diesem Stand befinden sich die Ausgangsthesen der Germanischen Neuen Medizin®. Aus ihnen wurden Behandlungsmethoden abgeleitet, die bei zahlreichen, ebenfalls von Wissenschaftlern dokumentierten Fällen, zur vollständigen Heilung von Krankheiten wie Krebs geführt haben. Von diesem Fakt ist in Herrn Henrichvarks Bericht kein Buchstabe zu lesen.
Statt dessen mokiert er sich über die diffusen CT Bilder, die als Beleg für die in der Germanischen Neuen Medizin® erkennbaren Hamerschen Herde heran gezogen werden. Hand aufs Herz! Welcher Laie ist etwa auf Anhieb in der Lage, selbst bei Ultraschallbildern eines Fetus zu erkennen, wo Kopf oder Steiß liegen? Diese Kritik ist daher pure Polemik! Dass Henrichvark auch die Selbstheilungskräfte des Körpers und die Zusammenhänge seelischer Konflikte mit physischer Gesundheit maliziös anzweifelt, versteht sich fast von selbst.
Einseitige Darstellung
Nach diesem Einstieg in den Beitrag wurde nun auch der Referent Helmut Pilhar als Scharlatan dargestellt. Erneut lässt unser rasender Reporter auch hier nur (s)eine Sicht der Dinge zu. Er skizziert Pilhar als verblendeten Adlatus von Hamer, der das Leben seiner Tochter Olivia aufs Spiel setzt, bloß um Hamer zu huldigen. Die nüchterne Darstellung sieht anders aus: Pilhar und seine Frau haben genau das getan, was alle Eltern für ihre Kinder tun: Sie haben sich nach einer Krebsdiagnose ihrer Tochter über die verschiedenen Heilungsmethoden informiert. Dabei wurden sie auf die Germanischen Neuen Medizin®, einer aktuellen wissenschaftlichen, bis dato nicht widerlegten und legitimen Behandlungsmethode aufmerksam und entschlossen sich, ihr Kind damit zu therapieren, weil ihnen erhebliche und nachvollziehbare Zweifel an der konventionellen Vorgehensweise kamen. Pilhar und seine Familie sind überzeugt davon, dass Olivia trotz und nicht wegen der Chemotherapie ihre Krankheit ausheilen konnte – selbstverständlich sehen die Chemo-Therapeuten das völlig anders. Doch auch hier bröckelt die Front: Viele Onkologen würden sich selber im Falle einer Krebserkrankung nicht einer Chemotherapie unterziehen, so wird eine Recherche des Magazins „Spiegel“ zitiert. Einige haben sich mit ihrem Krebsleiden sogar an einen gewissen Dr. Hamer gewandt. Das lässt die flotte Schreibefeder des Kollegen natürlich ebenfalls aus.
Hamer kritisiert die Schulmedizin und steht damit selbst in der Kritik – aber letztere ergeht sich in nebulösen Unterstellungen und Anschuldigungen denen sich, wie auch in der NOZ geschehen, selbst Reporter seriöser Tageszeitungen anschließen. Um dieses unselige Gezerre um die Germanischen Neuen Medizin® zu beenden, sollten unabhängige vorurteilsfreie Institute hierzulande endlich nach allen objektiven Regeln der Forschung derartige Theorien wissenschaftlich überprüfen und das Ergebnis fair und ohne Vorverurteilung der Person Hamer publizieren. Es gibt dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder werden Hamers Thesen eindeutig widerlegt und ad acta gelegt, oder sie erweisen sich als nicht widerlegbar und müssen als Ausgangspunkt für alternative Behandlungsmethoden dienen. Das, und nur das ist Wissenschaft.
Unterstellungen
Kommen wir zur Kritik des im Verlauf des Artikels zum Betroffenheitsjournalisten geläuterten Henrichvark an die „political correctness“ von Hamer und Pilhar und den in den Raum gestellten antisemitischen Tönen. Sollten die Germanischen Neuen Medizin® tatsächlich derartige Propaganda verbreiten wollen, gehen sie sehr diskret zu Werke und haben definitiv zumindest bei mir und meinen Tischnachbarn ihr Ziel verfehlt – wir haben diese Töne so nicht wahrgenommen. Doch, und jetzt sage ich das sehr vorsichtig, selbst wenn Hamer eine antisemitische Weltsicht hätte, würde das an der wissenschaftlichen Sauberkeit und Haltbarkeit seiner Arbeit nichts ändern. Weil er aber mit seinen Thesen aneckt, wird derartiges überhaupt thematisiert um auch seine Arbeit als unseriös darzustellen. Wieder einmal wird mit zweierlei Maß gemessen: Welcher Krebsforscher oder welcher Mediziner der anerkannten Schulmedizin wird als Scientologe, Opus-Dei Sympathisant, oder Nazi gebrandmarkt, damit man gleichzeitig seine neuesten Forschungen diskreditieren kann?
Frag-würdige Zielsetzung
Unser eifriger Berichterstatter erhebt sich selbstgefällig über die Verschwörungstheorien und schiebt sie leichtfertig den Zuhörern dieses Vortrages zu. Dabei sind es gerade solche Berichte wie die seinen, die den Verschwörungstheoretikern in die Hände spielen. Der werte Kollege muss sich nicht nur von ihnen fragen lassen, mit welcher Intention er Meinung als Tatsache und Einseitigkeit als Objektivität verkauft. Bestenfalls darf man mit dieser Haltung in einer Zeitung persönliche Kommentare verfassen. Hier hat ein Journalist die Chance vertan, einen unvoreingenommenen Beitrag, der durchaus kritische Anmerkungen haben kann, über einen neuen Ansatz zum Verständnis von Krankheit und Medizin zu verfassen. Aber vielleicht war das ja gar nicht das Ziel von Herrn Henrichvark?
(Helmut Pilhar: "Name ist uns bekannt")