Vogler an Hamburger MoPo
Leserbrief an Hamburger Morgenpost, 07.02.2006
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich beziehe mich auf Ihren Artikel “Hamer hat sie auf dem Gewissen” vom 7.2., den ich heute im Internet gelesen habe.
http://www.mopo.de/2006/20060207/hamburg/politik/hamer_hat_sie_auf_dem_gewissen.html
[nicht mehr abrufbar]
Aufgrund der Krebserkrankung eines Freundes habe ich mich u.a. auch mit den Theorien der “Neuen Medizin” beschäftigt. Für mich als Laien klingen Hamers Ansätze ziemlich logisch. Weil ich die “Neue Medizin” aber selbst nicht überprüfen kann und nach meinem Wissen eine wirklich wissenschaftliche Überprüfung bisher auch nicht statt gefunden hat, habe ich letzte Woche an den Petitionsausschuss des Bundestages einen entsprechenden Antrag geschickt.
Leider ist es so, dass wir die Schulmedizin viel zu leichtfertig zum Maß aller Dinge machen. Grund dafür sind mannigfaltige pseudomedizinische Einflüsse, denen wir schon im Kindesalter ausgesetzt werden und die das ganze Leben lang anhalten. Das geht schon los, wenn die Mutter zu ihrem Kind sagt: “Du bist krank, wir gehen zum Onkel Doktor, weil der dich wieder gesund machen kann.” Und setzt sich auf vielfältigste Art und Weise fort. Vor allem auch durch die Print- und elektronischen Medien. Neben “medizinischen” Ratgebersendungen wird den Zuschauern selbst in Fernsehserien und Spielfilmen immer wieder suggeriert, dass man an Krebs sterben muss, höchstens noch Chemotherapie oder Bestrahlung das Leben wenigstens verlängern können. Die Zuschauer glauben alles, obwohl es sich hierbei ja offensichtlich nur um ein “Schauspiel” handelt, und bekommen so immer wieder schulmedizinische Weisheiten eingehämmert. Heute meint doch jede Oma, über eine Krankheit Bescheid zu wissen, nur weil diese im gestrigen Vorabendprogramm thematisiert worden ist.
Ich möchte den Machern solcher Beiträge keine bösen Absichten unterstellen. Niemand kann sich diesen Einflüssen entziehen, auch die Macher dieser Beiträge nicht. Auch für sie ist die Schulmedizin richtig und damit ein MUSS. Ein Teufelskreis. Die Empfänglichkeit für solche Einflüsse beobachte ich auch bei meinen Freunden und Verwandten, selbst bei mir noch.
Ich weiß also, dass es schwer ist, trotz dieser dauernden Berieselung pseudomedizinischer Weisheiten einen Blick über den Tellerrand – nicht nur zu wagen, sondern auch zu schaffen. Wenn man sich die Schulmedizin aber einmal etwas näher betrachtet, wird doch deutlich, wie unvollkommen sie ist. Hier dominieren Vermutungen, die – wenn überhaupt – dann nur mit Statistiken begründet werden. – In anderen Wissenschaften wäre das undenkbar. In der Medizin geht das. Wieso?
Haben Sie schon mal bei einem Arztbesuch die Worte gehört: “Wir PROBIEREN einmal das und das...”. Ich ja, mehr als genug. “Probieren” heißt doch aber, dass der Arzt über den Ausgang seiner Behandlung nichts genaues weiß. Wenn das eine nicht klappt, wird das nächste versucht.
Die Theorie der “Neuen Medizin” baut dagegen auf ganzen 5 “Naturgesetzen” auf. Mit diesen lässt sich (angeblich) jeder einzelne Krankheitsfall beschreiben, kann sogar der weitere Verlauf einer Krankheit vorhergesagt werden. - Das ist in meinen Augen wissenschaftlich, wenn es denn stimmt.
Der Grund meines Schreibens ist die Bitte an Sie als Journalisten, ebenfalls für eine Überprüfung der “Neuen Medizin” einzutreten. Nicht mehr und nicht weniger. Sind ihre Theorien falsch – OK, dann wissen die Anhänger der “Neuen Medizin”, dass sie falsch lagen. Ist die “Neue Medizin” aber richtig, wäre eine Revolution des Gesundheitswesens die Folge.
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Ich möchte noch einmal auf Ihren oben angesprochenen Artikel eingehen. Es ist traurig, dass die Frau gestorben ist. Vielleicht ist auch tatsächlich ihr Vertrauen in die “Neue Medizin” schuld an ihrem Tod. Das müsste überprüft werden. Aber wissen Sie, wie viele Menschen trotz schulmedizinischer Behandlung sterben und schon gestorben sind? – Mein Freund, den ich eingangs erwähnte, hatte Knochenkrebs, lokalisiert im Genick- und Beckenbereich. Nach der “Neuen Medizin” ein Selbstwerteinbruch im Beruf (Genick) und in der Partnerschaft (Becken), was bei ihm hundertprozentig gepasst hat. Im Vertrauen auf die Schulmedizin wollte er trotzdem von der “Neuen Medizin” nichts wissen. Gestorben ist er dann auch nicht am Krebs selbst sondern an Herz-Lungen-Versagen. Der behandelnde Onkologe verwies danach auf mögliche Metastasen in der Lunge bzw. im Zwerchfell. Ich vermute die Ursache für das Herz-Lungen-Versagen in der Chemo- und Strahlenbehandlung, die ihn offensichtlich ausgezehrt haben.
Es kann wie gesagt sein, dass die “Neue Medizin” falsch ist. Die Schuldmedizin muss aber auch nicht zwangsläufig richtig sein. Bitte schauen Sie über den Tellerrand hinaus. Treten Sie für eine wissenschaftliche Überprüfung der “Neuen Medizin” ein.