Kurier: Zukunft der Medizin

Kurier, 20.12.2006



Die Zukunft der Medizin
Die Medizin von morgen wird mit Hilfe von Mikrochips und Nanotechnologien zu heilen vermögen, die Vorsorge wird weitgehend von Gentest bestimmt werden. Das gibt Anlass zur Hoffnung.

„Blinde werden sehen, Lahme werden gehen.“ Die moderne Medizin könnte diese biblische Verheißung bis 2030 möglich machen. Natürlich ist das eine kühne Behauptung, doch ist gesunder Optimismus durchaus angesagt. Die revolutionärsten Neuerungen werden wohl in der Prophylaxe stattfinden, wobei die Art der Vorsorge sicher noch für heiße Diskussionen sorgen wird.

Denn „genetische Screenings rollen auf uns zu wie ein Tsunami“, prophezeit der Wiener Genetiker Markus Hengstschläger. Ob Krebsrisiko oder Herzinfarktgefahr: Ein umfassender Gentest wird die Menschen schon im Vorfeld warnen. Danach sollte eine entsprechende Lebensweise folgen, die auch medikamentös unterstützt werden kann. Der genetisch transparente Mensch wirft allerdings ethische Probleme auf. Denn das, was im Gentest steht, interessiert nicht nur die Betreffenden selbst, sondern vielleicht auch deren Arbeitgeber oder Versicherungen. Also genug ethischer Zündstoff für die nächsten Jahrzehnte.

Unfälle allerdings werden auch durch Gentest nicht verhindert sein. Wer im Rollstuhl landet, kann aber künftig auf die Stammzellen-Medizin hoffen. Auch Diabetiker oder Parkinson-Patienten wie der US-Schauspieler Michael J. Fox, aber auch Menschen mit Alzheimer setzen große Erwartungen in die Stammzellen-Forschung. Auch hier werden noch viele Debatten über die Stammzellen-Gewinnung folgen, kommen doch die für die Forschung wertvollen Zellen aus Embryos.

Sehprothese. Während seit langem mit Brillen und Kontaktlinsen Fehler und Schwächen der Augenlinse korrigiert werden, versuchen in jüngster Zeit verschiedene Forscherteams, Sehprothesen zu entwickeln. Dabei werden defekte Teile des menschlichen Sehapparates durch Mikrochips und Mikroelektroden ersetzt. Das anspruchsvolle Ziel ist es, Blinde wieder zum Sehen zu verhelfen. Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist derzeit die häufigste Ursache für eine Erblindung bei Menschen über 50 Jahren. Mit verbesserten Mikrochip-Implantaten in der Netzhaut wollen die Forscher Blinden das Augenlicht zurückgeben. Den Wettlauf um die erste Zulassungen hat noch keines der damit befassten Unternehmen gewonnen.

Nanomedizin. Ein weiterer Hoffnungsträger ist die Nanomedizin. Ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters. Während der Patient heute in teure Maschinen eingebettet wird und an Kabeln und Schläuchen hängt, könnte man eines Tages die Maschinerie in den Patienten einbetten – dabei werden maßgeschneiderte Nanopartikel über direkte Injektionen oder über die Blutbahn in erkrankte Organe geschickt. Die Nanomedizin versucht, die Fehler des Körpers mit molekularer Präzision zu bekämpfen. Ob das der Natur des Menschen entspricht, sei dahingestellt. Die ersten Prototypen von Nanopartikeltherapie zeigen jedenfalls beeindruckende Ergebnisse.

Dr. med. Computer

Eine medizinische Vorsorge ohne Computer ist kaum noch vorstellbar. Computergestützte Verfahren, Systeme und Geräte werden heute in allen Bereichen des Gesundheitswesens zur Diagnose und Therapie eingesetzt. In der medizinischen Ausbildung ersetzen computererzeugte Bilder und Programme vielfach die klassischen Anatomieatlanten. Sie ermöglichen dreidimensionale virtuelle Reisen durch den Körper, die zu einem besseren Verständnis der Strukturen und Vorgänge des Körpers beitragen.

Dem Arzt helfen heute bereits computergestützte Diagnosegeräte. Sie werten abgeleitete Signale wie das EKG aus und geben Hinweise für die Befunde. Bei der Analyse von Laborproben ermöglicht die Automatisierung ein hohes Maß an Präzision. Die digitale Erstellung und Speicherung der Bild- und Signaldaten ist die Grundlage für telemedizinische Anwendungen wie die Ferndiagnostik. Es zeigt sich, dass der Computer den Arzt bei der Diagnose zwar unterstützt, jedoch (noch) nicht ersetzen kann.


Anmerkung H. Pilhar:

Und nun der krasse Gegensatz dazu - Dr. Hamer 21.12.2006

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