ORF: Reden mit Verschwörungstheoretiker/innen

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Reden mit Verschwörungstheoretiker/innen
"Die totale Verschwörung" - Warum so viele Menschen an das große Impf-Komplott, die teuflischen Absichten von Bill Gates und die Flache-Erde-Theorie glauben. Eine Recherche von Günter Kaindlstorfer

13. März 2021, 09:05

Internet und Social Media machen's möglich: Die phantastischsten Verschwörungstheorien finden heute millionenfach gläubige Anhängerinnen und Anhänger. Ob man an das große Corona-Komplott der globalen Eliten glaubt, die Chemtrail-Verschwörung oder den teuflischen Plan des Microsoft-Gründers Bill Gates, der einer weitverbreiteten Legende zufolge Millionen von Menschen einen Datenübertragungs-Chip mittels Impfung einpflanzen möchte: Letztlich stehen hinter den geheimen Mächten, die Verschwörungstheoretiker für alles Unheil auf der Welt verantwortlich machen, die immer gleichen "Kräfte": Juden, Freimaurer, Rosenkreuzer, Jesuiten, Illuminaten, verbrecherische Netzwerke in der Großindustrie und natürlich die verschiedensten Geheimdienste.
"Verschwörungstheoretiker gehen davon aus, dass nichts so ist, wie es scheint", erklärt der Tübinger Kulturhistoriker Michael Butter. Immer gibt es irgendwo "verborgene Mächte", die hinter den Kulissen als manipulative Drahtzieher wirken.

Dazu kommt: Verschwörungstheorien lassen sich nicht widerlegen. "Wenn ein Verschwörungstheoretiker sich einmal die Grundzüge seiner Theorie zurechtgelegt hat", so Butter, "dann ändert sich daran nichts mehr. Gegenteilige Fakten werden entweder ignoriert oder zu weiteren Beweisen umgedeutet. Deshalb ist es so schwer, mit Verschwörungstheoretikern zu diskutieren."
Günter Kaindlstorfer hat genau das versucht: mit Verschwörungstheoretikern ins Gespräch zu kommen. Er hat eine faszinierende Welt entdeckt - eine Welt, in der nichts so ist, wie es scheint.

Ton: Anna Kuncio
Sprecherin: Ursula Scheidle
Redaktion: Elisabeth Stratka und Eva Roither
 

Transkription der Sendung

Das Thema Gesundheit liegt Esoterikerinnen und Verschwörungsideologen besonders am Herzen. Das erinnert ans Spätmittelalter, als überall in Europa der Mythos von den brunnenvergiftenden Juden, die angeblich Pestepidemien hervorriefen, grassierte. 
Heute kursieren andere Mythen. Zum Beispiel der, dass die USA das Coronavirus als Biowaffe in Georgien gezüchtet hätten. Oder, dass Bill Gates die Coronaimpfungen dazu nutzen möchte, den Menschen einen Überwachungschip zu injizieren. Alles letztlich nichts Neues. 
Gesundheitsängste und Verschwörungsmythen passen gut zusammen, weiß Johannes Fischler:

"Eine fatale Verbindung von Esotherik, Verschwörungstheorie und rechtem Gedankengut, die finden wir in dieser Germanischen Neuen Medizin von Ryke Geerd Hamer. Er behauptet, jeder Erkrankung, auch dem Krebs, läge nur ein psychischer, ein innerer Konflikt zugrunde - also wer diesen Konflikt löst, der wird gesund. Wir wüssten das aber nicht, weil die böse jüdische Schulmedizin dieses Wissen unterdrückt. Und die Chemotherapie ist nur eine Erfindung dieser jüdischen Schulmedizin. Dazu da, um uns Nichtjuden auszurotten. Noch dazu würden über die Chemotherapie Chips eingepflanzt und so weiter. 
Also die Verschwörungstheorie stützt die abstruse esoterische Theorie. Und man kennt ja noch diesen "Fall Olivia", wo damals Eltern mit dem eigenen krebskranken Kind dann geflohen sind, um es vor der bösen Chemotherapie zu bewahren. Hier haben wir einen Guru, wir haben ein Weltbild und eine Gefolgschaft, die diesem Guru ohne Rücksicht auf Verluste die Treue hält. Also die Verschwörungstheorie führt hinein ins Kultische, ins Sektische."


Kommentar:
Ö1, der Kultursender Österreichs? Nicht einmal sprachlich hat hier die Propaganda Niveau. Aufgrund der vielen Wortwiederholungen ("Verschwörungstheorie/-theoretiker") hätte man noch vor ein paar Jahren bei einem Hauptschulaufsatz schlecht abgeschnitten.