Opfer und Medienstar:
Der Fall Olivia Pilhar

Die Presse.com, 16.01.2010

Die Flucht einer Familie vor der Krebsbehandlung ihrer Tochter machte »Wunderheiler« Ryke Geerd Hamer bekannt.

Sie war das Medienereignis des Sommers 1995: die Flucht der Familie Pilhar mit ihrer krebskranken Tochter Olivia vor der Chemotherapie. Mehrere Wochen dominierte das Schicksal des sechsjährigen Mädchens die Schlagzeilen. Und mit Olivia wurde auch jener Mann einem breiten Publikum bekannt, der fast die Rettung des Mädchens verhindert hätte: Ryke Geerd Hamer – der „Wunderheiler“, dem bereits 1986 die Approbation entzogen worden war.

Es ist der 17. Mai 1995, als Olivia wegen Bauchschmerzen erstmals untersucht wird, einen Tag später die Diagnose: bösartiger Nierentumor. Als die Eltern Hamer in Köln aufsuchen, rät er ihnen dazu, die Tochter nicht schulmedizinisch behandeln zu lassen. Ein Rat, dem die Pilhars folgen wollen. In weiterer Folge kommt es zwischen der Familie und den österreichischen Behörden zum Konflikt – bald ist die Rede vom Entzug des Sorgerechts und einer Behandlung des Mädchens auch gegen den Willen der Eltern. Schließlich beschließen die Pilhars, vor den österreichischen Behörden zu flüchten, die ihnen das Sorgerecht entziehen. Sieben Wochen lang ist die Familie unterwegs; durch Deutschland und die Schweiz führte sie ihr Weg, bis sie schließlich bei Hamer im spanischen Malaga landet. Ihnen auf den Fersen: die Medien, die den Weg der Pilhars mitverfolgen, die Fotos der kranken Olivia gehen um die Welt. Und Hamer bekommt immer wieder die Gelegenheit, seine Thesen in Interviews zu verbreiten.

Therapie und Genesung.

Der Zustand des Mädchens wird zusehends schlechter, der Tumor hat bereits die Größe eines Fußballs, als sich die Eltern schließlich widerstrebend überreden lassen, nach Wien zurückzukehren. In Österreich angekommen, dauert es nicht lange, bis das Kind therapiert wird – schulmedizinisch, mit Operation und Chemotherapie. Eine Behandlung, die anschlägt – heute gilt Olivia als geheilt. Doch Olivias Eltern sind noch heute nicht davon überzeugt, dass ihre Tochter durch die Schulmedizin gerettet wurde – das Mädchen hätte sich schon längst in der Heilungsphase befunden. Eine Ansicht, mit der sie vor Gericht abgeblitzt sind: Wegen fahrlässiger Körperverletzung und Entziehung einer Minderjährigen aus der Macht des Erziehungsberechtigten wurden sie 1996 zu je acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Und Hamer? Er wurde mehrmals verurteilt, saß in Deutschland zwölf Monate im Gefängnis und büßte in Frankreich rund die Hälfte einer dreijährigen Haftstrafe ab. Nicht allerdings wegen Olivia – sondern wegen mehrerer anderer Fälle, bei denen von ihm behandelte Patienten gestorben waren. Hamer wird für den Tod von hunderten Menschen verantwortlich gemacht. Auch in Österreich besteht ein Haftbefehl gegen ihn. Olivias Eltern halten immer noch zu ihm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2010)

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