Dr. Tod kehrt zurück

Grazia, 11.02.2010

Er spielt Gott, setzt Chemos bei Krebs-Kindern ab: Hat die Fehldiagnose des Scharlatans Ryke Geerd Hamer jetzt ein Mädchen im Allgäu getötet?

Erinnern Sie sich noch an Olivia? An das kleine Mädchen mit den traurigen braunen Augen - und dem vier Kilo schweren Tumor im Bauch? Ihre Geschichte schockte das ganze Land: Die Eltern lehnten jegliche SchulmedizIn ab und vertrauten dem deutschen Wunderheiler Ryke Geerd Hamer. Fast ein Todesurteil. Nur eine Zwangs-OP rettete Olivia, heute 20. Der Ex-Arzt, schon damals ohne Zulassung, kam ins Gefängnis wegen unterlassener Hilfeleistung und illegaler Ausübung medizinischer Tätigkeiten. Heute lebt der Scharlatan in Norwegen. Doch aus dem Exil praktiziert er weiter - per Mail oder Telefon stellt er seine gefährlichen Diagnosen. Jetzt wurden wieder zwei Fälle bekannt, in denen schwerkranke Patienten und ihre Familien auf seine "Germanische Neue Medizin" setzten. Zum Beispiel Muriel aus Österreich, ein elf Monate altes Baby, HIV-positiv wie seine Eltern, die Medikamente ablehnten - erst ein richterlicher Beschluß stellte sicher, daß Muriel schulmedizinisch behandelt wird.

Für die zwölfjährige Susanne kam die nötige Behandlung nach langem Hin und Her vor Gericht zu spät: Sie starb an einem ballgroßen Krebsgeschwür im Bauch, weil ihre Eltern wochenlang die Chemotherapie verweigert hatten. Als die Behörden einschritten, war es bereits zu spät. Susannes behandelter Arzt sagt, daß das Kind "bei durchgehender Chemotherapie mit großer Wahrscheinlichkeit hätte gerettet werden können". Die Eltern vertrauten Hamer. Er erstellte Gutachten, nach denen Susanne nur Zysten und keine Metastasen hätte und der Krebs langsam abheilte. "Ich kann keinen Grund finden, woran das Mädchen sterben könnte", sagte er. Hamers Medizin geht davon aus, daß man den Krebs ohne Chemotherapie heilen kann. Dass HIV nur eine Allergie ist. Im Interview mit dem TV-Magazin "Report" faselte er letzte Woche Absurdes von einem jüdischen Racheakt: "In Deutschland kriegt kein Jude Chemo. Die meisten Onkologen gehören dieser Glaubensgemeinschaft an. Sie behandeln nur die nichtjüdischen Patienten mit Chemo." Er behauptet auch, daß Susanne tot ist, weil ihr ein Giftchip eingepflanzt und per Satellit ausgelöst wurde. Die Wahrheit sieht anders aus: Die Eltern, die Susanne das Leben schenkten, nahmen es ihr wieder. Ihre Mutter bleibt ungerührt: "Ich habe nicht das Gefühl, daß ich etwas besser oder anders hätte machen können." Fragt sich, wer hier krank ist.


Anmerkung:

Die Zeitung, aus der dieser Artikel stammt, war gerade neu kreiert und als Erstausgabe gratis an die Haushalte verteilt wurden.
Man beachte! Die Zeitung schreibt zwar "Allergie", vermeidet aber offensichtlich den Begriff "Smegma-Allergie". Warum?

Die Arbeitsgruppe der Germanischen Heilkunde wünscht Ihnen frohe Wintertage!
Frohe Wintertage!
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