Wider die Scharlatane:
Angst der Menschen vor dem Krebs mit Vernunft begegnen"
Eichstätter Kurier, 17. Juli 2004
Attenberger "nimmt Stellung zu Artikel über "Germanische Neue Medizin"
Eichstätt (EK) Zu unserem Bericht vom 10. Juli "Germanische Neue Medizin‘ sucht auch hier Anhänger" erreichte uns eine Stellungnahme von Dr. Erwin Attenberger vom Ärztlichen Kreisverband. Der Titel: "Wider die Scharlatane: Der Angst der Menschen vor Krebs mit Vernunft begegnen." In dem Artikel waren die umstrittenen Methoden des "Krebsarztes" Dr. Ryke Geerd Hamer beschrieben. Dessen Anhänger Helmut Pilhar propagiert auch in Eichstätt Hamers Thesen.
Dr. Erwin Attenberger: "Ich weiß welche furchtbaren Ängste ein diagnostizierter Krebs bei betroffenen Patienten auslöst. Sie fühlen sich vital bedroht und sehen sich am Ende ihres Lebens. Ein guter Arzt orientiert sich an der modernen medizinischen Forschung. Darüber hinaus wird er immer versuchen, sich in die besondere Lage seines Patienten hinein zu fühlen und gemeinsam mit ihm die bestmögliche Lösung für das Leiden zu finden.
Kein guter Arzt ist Hamer. Er versucht nämlich, Krebs mit solchen Methoden zu heilen, die wissenschaftlich ganz und gar unhaltbar, mit einem Wort irrational sind. Ich beziehe mich nur auf ein einziges Beispiel von vielen, die in der Zeitung berichtet sind: Völliger Unsinn ist der für den Patienten letztlich tödliche Versuch, einen Knochenkrebs mit Gipsverbänden "einzukalken".
Mit Krebserkrankungen beschäftigt sich in der wissenschaftlichen Medizin die Onkologie. Sie ist ein komplexes Teilgebiet der inneren Medizin. Die Ergebnisse dieser noch jungen Disziplin sind erstaunlich gut. Mittlerweile können bei Kindern 80 bis 90 Prozent der Leukämien geheilt werden. Positiv sind auch die Ergebnisse bei Lymphdrüsenkrebs von Erwachsenen. Angewendete Verfahren sind die Strahlentherapie und (häufiger) die Chemotherapie. Diese hat bekanntlich Nebenwirkungen, die – was allerdings häufig vergessen wird – zeitlich begrenzt sind.
Aber grundfalsch ist die pauschale Behauptung, Patienten stürben an den Folgen einer Chemotherapie. Richtig ist und bleibt: Sie sterben an der Tumorerkrankung. Häufig kann aber eine Chemotherapie die Erkrankung deutlich und spürbar verlangsamen. Der Patient muss weniger leiden, seine Lebensqualität wird besser.
Andererseits muss ein Arzt Verständnis dafür haben, dass ein Patient angesichts der eigenen lebensbedrohlichen Situation für sich alternative Therapieformen erwägt. Doch ich möchte warnen! Krebserkrankungen sind hochkomplexe biologisch-dynamische Erkrankungen. Deren multifaktorielle Entstehung schließt einfache Erklärungen und Heilungen aus. Wer dies bewusst leugnet, handelt bar jeder Vernunft. Er führt betroffene Menschen in die Irre. Mehr noch: Er schädigt sie, indem er ihnen tatsächlich gegebene Möglichkeiten der Heilung nimmt."