Olivia Pilhar: Strafprozeß gegen Eltern
Der Erstbeschuldigte Ing. Helmut PILHAR

Der ER: Mit Ihnen wurde beim Untersuchungsrichter ein Beschuldigtenprotokoll aufgenommen. Bleibt es bei diesen Angaben so, wie Sie sich bisher verantwortet haben? Haben Sie es durchgelesen, bevor Sie es unterschrieben haben?

Der Erstbeschuldigte Ing. Helmut PILHAR gibt an: Richtig, ja.

Der ER: Ihr erster Kontakt mit dem Krankenhaus Wr. Neustadt war am 17.05.1995?

EB: Das ist richtig.

Der ER: Was hat Sie oder auch Ihre Frau bewogen, mit dem Kind das Krankenhaus Wr. Neustadt aufzusuchen?

EB: Grundsätzlich möchte ich vorausschicken, daß sämtliche Entscheidungen, sämtliche Schritte, die wir getätigt haben, immer gemeinsam getroffen wurden nach eingehender Beratung mit meiner Frau.

Wir haben am 17.05.1995 das Krankenhaus Wr. Neustadt aufgesucht, weil unsere Tochter Olivia bereits seit damals zwei Tage vehemente Bauchschmerzen gehabt hat und wir den Verdacht wegen Blinddarm gehabt haben. Wir sind am Abend, das war glaube ich ein Mittwoch, dann nach Wr. Neustadt gefahren zur Untersuchung. Diese Untersuchung hat aber eigentlich nichts ergeben. Wir sind nachher wieder nach Hause geschickt worden mit der Bitte, am nächsten Tag zu einer Kontrolluntersuchung zu kommen, die dann meine Frau allein mit der Olivia vorgenommen hat.

Der ER: Eure Vermutung war vorerst Blinddarm?

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EB: Richtig, ja.
Am nächsten Tag - ich war arbeiten - erhielt ich den Anruf ca. gegen 14.00 Uhr, daß mit Olivia etwas passiert sei, ich möge sofort nach Wr. Neustadt kommen. Ich bin dann sofort nach Wr. Neustadt gekommen. Dann hat mir meine Frau erklärt, daß bei Olivia Wilmstumor diagnostiziert worden sei. Es war natürlich eine sehr schockierende Diagnose. Wir waren im Moment ratlos. Es ist uns nahegelegt worden, am selben Tag das St.Anna-Kinderspital aufzusuchen.

Der ER: Sie sagen, das war eine niederschmetternde Diagnose. Was hat das für Sie geheißen? Was war für Sie ein Wilmstumor in diesem Augenblick, als man Ihnen das zum ersten Mal gesagt hat?

EB: Wilmstumor war kein Begriff für mich, aber Krebs ist sehr wohl ein Begriff, wie für jeden Menschen.

Der ER: Es war klar, es handelt sich um Krebs?

EB: Ja.

Der ER: Wer hat Ihnen empfohlen, ins St.Anna-Kinderspital zu gehen?

EB: Das war Prof. Dr. Jürgenssen.
Wir waren momentan ratlos. Meine Frau hat gleich eingewendet, daß sie andere Wege auch versuchen möchte. Es hat einige Zeit gebraucht, bis wir uns zusammengerichtet haben. Wir waren natürlich zuvor noch bei uns zu Hause, wir haben diese Diagnose unseren Schwiegereltern mitgeteilt, die natürlich auch geschockt waren. Wir haben uns dann zusammengerichtet und sind dann ins St.Anna-Kinderspital gefahren.

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Der ER: Warum sollte es das St.Anna-Kinderspital sein; warum nicht Wr. Neustadt? War das eine Empfehlung von Dr. Jürgenssen, wenn ja, warum?

EB: Ich war bei der Erstuntersuchung am Mittwoch dabei, bei der zweiten Untersuchung am Donnerstag war ich nicht dabei. Am Mittwoch war Dr. Jürgenssen nicht anwesend. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mit ihm keinen persönlichen Kontakt gehabt. Warum das St.Anna-Kinderspital empfohlen ist, habe ich damals nicht gewußt. Das ist vor allem eine Kinderkrebsklinik.

Wir waren dann wiederum gegen Abend im St.Anna-Kinderspital. Ich habe ein Tagebuch geführt. Wenn es um den chronologischen Ablauf geht, möchte ich dieses zu Hilfe nehmen. Am 18.05.1995 wurde Olivia ins St.Anna-Kinderspital transferiert. Das war jetzt der Donnerstag. Ich bin mir nicht mehr genau sicher; es hat einmal ein kurzes Gespräch mit einer Ärztin gegeben, ich weiß aber nicht, ob das noch am Donnerstag Abend oder am Freitag Vormittag war. Ich schätze, das war am Freitag Vormittag, so genau kann ich das jetzt nicht sagen. Die Ärztin hat uns erklärt, daß Wilmstumor zu 70 bis 80% heilbar sei, es müßte eine Chemotherapie vor der Operation erfolgen. Das war neu. Wie mir meine Frau erklärt hat, hat ihr Prof.Dr. Jürgenssen mitgeteilt, daß Chemotherapie postoperativ, also nach der Operation erfolgen wird. Im St.Anna-Kinderspital hat man uns erstmals erklärt, daß eine Chemotherapie vor der Operation erfolgen soll. Die Ärztin hat aber gesagt, daß ein Schatten auf der Leber vorhanden sei, der noch nicht zu interpretieren sei. Deshalb müßten noch einige Aufnahmen erfolgen. Es ist uns erklärt worden, daß die Aufnahmen, die in Wr. Neustadt gemacht worden sind, nicht so perfekt wären, die Interpretation von Wr. Neustadt auch nicht so hundert-

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prozentig sicher sei, und deshalb müßten sämtliche Aufnahmen noch einmal gemacht werden.

Es ist dann das Wochenende gekommen. Man hat uns lediglich ein Zimmer zugewiesen, man hat uns irgendwie mit dem Hausgebrauch auf dieser Station bekannt gemacht. Die ersten beiden Nächte hat meine Frau bei Olivia verbracht. Es war aber dann so, daß sie nervlich sehr mitgenommen war, so daß ich die folgenden beiden Nächte dann bei Olivia im Spital verbracht habe und meine Frau nach Hause gefahren ist, weil wir ja auch noch andere Kinder haben. Es ist dann am Sonntag meine Frau gekommen und hat gemeint, wir müßten auf alle Fälle andere Wege zumindest in Erwägung ziehen. Wir haben uns dann entschlossen, mit Verwandten zu sprechen. Über die Verwandten sind wir auf den Kölner Arzt Dr. Hamer aufmerksam gemacht worden. Es sind uns bei diesem Besuch bei den Verwandten - bei Olivia ist, glaube ich, einstweilen meine Schwester geblieben - die Unterlagen von Dr. Hamer, die Habilitationsschrift als auch die Celler-Dokumentation überreicht worden, verschiedene andere Zeitungsartikel und Dokumente; es ist uns die Geschichte in einem Zeitraum von mehreren Stunden näher gebracht worden. Ich muß vorausschicken, daß ich eigentlich, bevor wir zu diesen Verwandten gefahren sind, der Meinung war, daß es bei Krebs eben nur das Spital gibt; wenn überhaupt, dann nur das Spital. Als wir dann von diesem Verwandtenbesuch ins St.Anna-Kinderspital zurückgekommen sind, ist uns ein Mädchen ins Zimmer gelegt worden. Es war an und für sich ein Zweibettzimmer; aus Platzmangel hat man dann mir ein Feldbett im Zimmer aufgestellt und das Mädchen in das von mir zuvor benutzte Bett gelegt. Die Eltern sind mit dem Kind angekommen. Ich habe gleich gemerkt, daß sie sehr

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routiniert sind. Sie haben dem Kind gleich ein mitgebrachtes Telefon hingestellt, das war echt alles Routine. Sehr schockiert hat mich, als das Kind, welches mindestens acht Jahre alt war, sich auf die Waage gestellt hat und gesagt hat: "22,5 kg. Gott sei Dank zugenommen". Wir waren wirklich schockiert vom Anblick dieses Mädchens. Es ist dann eine Schwester hereingekommen und hat gesagt, sie muß jetzt die Medikamente nehmen, - das Mädchen hat dies aber verweigert mit der Begründung, sie könne nicht schlucken. Dann ist ihr eröffnet worden, daß sie Tropfen nehmen kann, wenn sie das nicht schlucken kann. Wenn sie überhaupt nicht schlucken kann, bekommt sie das über die Venen. Die Vorgehensweise hat mich irgendwie sehr schockiert. Ich habe dann mit dem Vater des Mädchens gesprochen, der mir erklärt hat das dauert jetzt schon über ein Jahr, und man habe bei Erstellung der Diagnose einen Zeitraum von mehreren Monaten, sechs Monaten angekündigt. Mittlerweile habe sich das aber verlängert. Die Gesamtverfassung dieses Kindes war so derartig schlecht, daß ich in diesem Moment für mich den Entschluß gefaßt habe, daß ich wirklich nach Alternativen suche, weil ich mir vorgestellt habe, daß Olivia in dieser Verfassung, die dieses Mädchen gehabt hat, den Lebenswillen verliert.

Am folgenden Montag sind dann die letzten Aufnahmen erfolgt. Wir mußten das St.Anna-Kinderspital verlassen und sind zur Urania gefahren, dort ist ein Röntgeninstitut. Da ist unser Entschluß eigentlich schon festgestanden, daß wir zumindest eine zweite ärztliche Meinung einholen wollen. Als wir dann mit den erstellten CT´s ins St.Anna-Kinderspital zurückgekommen sind, habe ich versucht, mit dem verantwortlichen Arzt zu sprechen. Es hat längere Zeit gedauert, bis er mit anderen Angelegenheiten

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fertig war. Ich habe da ein Gespräch mit einem Pharmavertreter mitanhören können, wo der Arzt mehr oder weniger zugegeben hat, daß das nicht in seiner Kompetenz liegt, dieses Produkt anzunehmen oder nicht anzunehmen. Nach einiger Zeit ist dieser Arzt, es war Dr. Mann, zu uns ins Zimmer hereingekommen und hat gemeint, er möchte jetzt sofort mit der Chemotherapie beginnen, weil sämtliche Befunde eindeutig seien. Er möchte keine unnötige Zeit verlieren. Das erste Gespräch haben wir mit der Ärztin geführt, die gesagt hat, daß 70 bis 80% Heilungschancen bei Wilmstumor vorliegen; aber da ein Fleck in der Leber sei, hat sie erklärt, daß vor Beginn der Chemotherapie ein ausführliches Arztgespräch stattfinden werde. Einerseits mit dem Entschluß, daß wir eine zweite ärztliche Meinung einholen wollen, andererseits aber mit diesem Vorgehen des Arztes Dr. Mann, das wir als Übertölpelungsversuch interpretieren mußten, haben wir uns vehement gewehrt. Es ist dann von Dr. Mann geäußert worden, er habe jetzt einen Fehler begangen und er werde sofort das Arztgespräch mit uns führen. Es ist dann auch zum Arztgespräch gekommen. Er hat uns erklärt, daß bei Wilmstumor bis zu 90% Heilungschancen bestanden. Unser Einwand, daß wir eine andere ärztliche Meinung einholen wollen, hat ihm nicht besonders gefallen. Er hat gemeint, das St.Anna-Kinderspital ist nun einmal die beste Klinik. Er hat auch gleich mit juristischen Schritten gedroht. Wir haben uns aber nicht einschüchtern lassen. Wir wollten einfach eine andere Meinung einholen, wir wollten schauen, ob es einen anderen Weg gibt, Krebs zu behandeln, ohne diese Chemotherapie. Es ist dann zur Aufsetzung eines Revers gekommen, den Dr. Mann handschriftlich vorgenommen hat und den wir dann auch unterzeichnet haben. Wir sind dann zu der von den

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Verwandten empfohlenen Wiener Ärztin Frau Dr. Rozkydal gefahren.

Der ER: Was hat Sie veranlaßt, den Revers zu unterschreiben; das unbefriedigende Arztgespräch oder das, was Sie vorher im Krankenhaus gesehen haben bezüglich des anderen Kindes, haben Ihnen sozusagen die Umstände nicht zugesagt, oder das Gespräch am Wochenende bei Ihren Verwandten? Was war das ausschlaggebende Moment, zu sagen, wir gehen weg vom St.Anna-Kinderspital?

EB: Ich würde sagen, alles zusammen. Es war so, daß wir der Meinung waren, daß diese Chemotherapie für unser Kind nicht nur die Gesundheit schädigen, sondern auch direkt ihr Leben gefährden wird.

Der ER: Woher haben Sie diese Meinung bezogen? Warum und ab wann haben Sie sich gegen die Chemotherapie gewehrt; mit welcher Begründung, mit welcher Erkenntnis?

EB: In erster Linie war das der Eindruck der dortigen Kinder. Natürlich hat auch sehr mitgespielt, daß uns eine Möglichkeit aufgezeigt worden ist, Krebs mit einer anderen Methode zu behandeln. Eines habe ich bezüglich des Arztgespräches mit Dr. Mann zu erwähnen vergessen: Er hat uns die Prognose gestellt, Wilmstumor sei bis zu 90% heilbar. Da er aber gemerkt hat, daß wir gegen die Chemotherapie sind, daß wir vor dieser Therapieform Angst haben, hat er uns die alleinige Operation vorgeschlagen, hat aber erklärt, daß diese alleinige Operation nur 40% Heilungschancen hat. Das war für uns wiederum nicht akzeptabel.

Der ER: Das sogenannte Arztgespräch war nur mit Dr. Mann, oder war auch der Klinikchef dabei?

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EB: Nein. Das erste Gespräch war mit einer Ärztin, deren Namen ich nicht mehr weiß. Das sogenannte Arztgespräch wurde nur mit Dr. Mann geführt.

Der ER: Hat Ihnen Dr. Mann auch etwas über den zeitlichen Ablauf gesagt, wie brisant die Sache ist, wie schnell man das angehen muß, wie rasch sich dieser Tumor nach den medizinischen Erkenntnissen entwickelt?

EB: Ich habe mir das notiert. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, was Dr. Mann gesagt hat. Er hat uns einen Zeitraum genannt bei Nichtbehandlung. Ich habe dieses Arztgespräch zusammengefaßt und dann Dr. Jürgenssen später vorgelegt. Dr. Mann hat uns eben die Diagnose gegeben, bei alleiniger Operation 40-50%, bei Nichtbehandlung verdoppelt sich der Tumor innerhalb von Wochen. Wegen Bildung von Metastasen wird dem Kind ein halbes bis ein Jahr noch zu leben eingeräumt.

Der ER: Wie kamen Sie zu Frau Dr. Rozkydal?

EB: Sie ist uns von unseren Verwandten empfohlen worden. Wir sind mit den CT-Bildern, die wir zum damaligen Zeitpunkt hatten, aber ohne schriftliche Befunde - diese hat uns Dr. Mann nicht mitgegeben - zur Frau Dr. Rozkydal gefahren. Sie hat sich die CT´s angeschaut. Das Schockierende für mich war, als sie gemeint hat, "die Leber ist durch". Sie hat mir den Fleck in der Leber gezeigt und hat gemeint, die ist durch. Ich habe das als Loch in der Leber interpretiert. Wir haben gewußt, sie kennt die Methoden von Dr. Hamer. Sie hat gemeint, mit Wilmstumor kenne sie sich nicht aus. Sie hat uns zur Chemotherapie geraten. Wir sind aber bei unserem Willen geblieben, Dr. Hamer zu sprechen. Das haben wir dann ein paar Tage später auch

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wahrgenommen. Wir sind mit Olivia mit dem Zug nach Köln zu Dr. Hamer gefahren. Wir haben zuvor einen Termin vereinbart.

Der ER: Wann haben Sie sich das erste Mal mit Dr. Hamer getroffen?

EB: Das war am Donnerstag, den 25.05.1995. Wir haben sämtliche CT´s mitgehabt. Dr. Hamer hat lediglich das Kopf-CT auf seine Leuchtwand aufgespannt und hat uns erklärt, der Wilmstumor ist eine normale Nierenzyste, wo der Konflikt eigentlich bereits abgeschlossen ist. Gefährlich sei allerdings der Leberkrebs, da hierbei der Konflikt noch aktiv sei, d.h. nach der NEUEN MEDIZIN ist der Krankheitsverlauf des Krebses zweiphasig. Er hat uns vor dem Leberkrebs gewarnt, weil erst eine Konfliktlösung herbeigeführt werden müßte. Die Konfliktlösung bei einem Kind kann nur dadurch, daß sie eine reale Konfliktlösung ist, herbeigeführt werden. Das Problem bei Olivia war die Abwesenheit der Mutter. Wir haben uns kurzfristigst entschlossen, daß meine Frau ihre Berufstätigkeit aufgeben wird, - es war zu diesem Zeitpunkt sowieso nur mehr ein Monat Schulzeit - damit das Kind wieder ständig die Mutter um sich hat. Diese Erklärung war für uns recht plausibel, denn seit meine Frau berufstätig ist, mußten wir unseren alten Wohnort aufgeben. Wir sind zu meinen Schwiegereltern, den Eltern meiner Frau, umgezogen. Meine Frau war ab diesem Zeitpunkt berufstätig. Wir haben gesehen, daß Olivia am meisten darunter leidet, daß die Mutter nicht anwesend ist. Das hat sich immer so bemerkbar gemacht, daß sie dann unter Bauchschmerzen gelitten hat, wenn sie gewußt hat, daß die Mutter am nächsten Morgen keine Zeit hat, sie in den Kindergarten zu bringen. Das war bei den anderen Kindern,

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bei Alexander, der älter ist und bei Elisabeth, die jünger ist, bei weitem nicht so, nur bei Olivia.

Der ER: Mit welcher Erkenntnis sind Sie von Dr. Hamer weggefahren? Was war Ihr Standpunkt nach diesem Gespräch und nach dieser Konsultation?

EB: Zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits durch meine Verwandten gewußt, daß durch Lösung bzw. durch Heilung auf natürlichem Weg sehr wohl Krebsheilung möglich ist. Die Verwandten haben selbst persönliche Erfahrungen mit der Therapieart von Dr. Hamer gehabt. Bei Dr. Hamer war eine Frau anwesend, die Hilfe bei ihm suchte. Sie hat uns ihr Schicksal erzählt. Das war ebenfalls sehr beeindruckend. Sie hat versichert, daß es ihr jetzt besser ginge, sie wüßte jetzt auch viel besser zu leben. Sie habe einiges in Ordnung bringen können in ihrem Leben, und es ginge ihr jetzt viel besser. Wir wußten aber auch von den Schwierigkeiten, die Dr. Hamer mit Behörden, mit Gerichten usw. hat. Wir wußten auch, daß sehr viele Ärzte die Thesen von Dr. Hamer anerkennen, diese Gesetzmäßigkeiten, die Dr. Hamer postuliert hat, überprüft und verifiziert haben. Wir sind dann bei diesem Besuch auch in den Besitz dieser Überprüfungsergebnisse gekommen.

Der ER: Als Sie Dr. Hamer verlassen haben, stand da Ihr Entschluß schon fest oder nicht, wie Sie mit dem Kind weiter verfahren werden?

EB: Uns sind mehrere Überprüfungsergebnisse überreicht worden. Der bekannteste Arzt ist sicherlich Dr. Jörg Birkmayer, der schreibt, daß bei einer gemeinsamen Überprüfung der Reproduzierbarkeit der Eisernen Regel des Krebses die Zusammenhänge sehr überzeugend waren. Da haben fünf Ärzte unterschrieben.

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Der ER: Von wem ist Ihnen das überreicht worden?

EB: Da war eine Wand mit Fächern, wo man sich mehr oder weniger bedienen konnte, was ich natürlich auch gemacht habe. Ich wollte mich umfassend informieren. Das war bei Dr. Hamer.

Der ER: War für Sie dann alles klar, als Sie von Dr. Hamer weggefahren sind, haben sie schon einen festen Entschluß gehabt oder noch nicht, wollten Sie noch etwas anderes überlegen?

EB: Wir wollten auf alle Fälle den Weg der NEUEN MEDIZIN versuchen, denn es ist uns auch einiges über die Chemotherapie erzählt worden. Was mir sofort einleuchtend war, ist, daß eine Therapie nach der Schulmedizin, eine operative Entfernung des Tumors aus dem Körper, eine Behandlung mit Chemotherapie vielleicht momentan das Leben retten kann, aber doch Nebenwirkungen hat, die sehr gravierend, sehr schwer sind. Es ist uns auch einleuchtend gewesen, daß eine Heilung, eine natürliche Heilung dem Patienten natürlich keinerlei Nebenwirkungen beschert und er sein normales, durchschnittliches Lebensalter erreichen kann. Das war natürlich unser Ziel. Wir wollten Olivia nicht nur, so wie die Schulmedizin schön sagt, eine 95%ige Heilung auf fünf Jahre und dann 20% nach zehn Jahren verschaffen, sondern wir wollten sie nach der bestmöglichen Therapie behandeln lassen.

Der ER: Das haben Sie für sich als bestmögliche Therapie erkannt und akzeptiert - Konfliktlösung?

EB: Es ist uns natürlich auch klar gewesen, daß wir einen Arzt brauchen, der Olivia weiter behandelt bzw. auch unter Kontrolle hat, der schaut, ob irgendwelche

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Komplikationen auftreten, damit man da eben rechtzeitig eingreifen kann.

Wir haben versucht, Frau Dr. Rozkydal zu gewinnen bzw. den Amtsarzt Dr. Stangl, der ebenfalls in der Liste der Überprüfer der Neuen Medizin aufscheint. Wir haben einen Zeitungsartikel aus einer österreichischen Tageszeitung aus Köln mitgebracht, in dem es heißt: "Neue Medizin. Wie ein Amtsarzt leiden muß." Das war im Zusammenhang mit einem Schreiben des Amtsarztes Dr. Stangl, der gleichzeitig Obmann der wissenschaftlichen Vereinigung der Amtsärzte Niederösterreichs ist, und der in diesem Schreiben meint, 120 Fälle überprüft zu haben, und wo die NEUE MEDIZIN seiner Meinung nach eindeutig zutrifft.

Am Freitag, den 26.05.1995 sind wir wieder nach Hause zurückgekehrt. Wir sind gegen Morgen angekommen. Am Nachmittag hat bereits Dr. Mann einmal angerufen gehabt bzw. habe ich dann auch mit ihm gesprochen. Er drängte damals darauf, Olivia wieder ins Spital zu bringen. Am Sonntag, den 28.05.1995, habe ich erstmals mit Amtsarzt Dr. Stangl telefoniert.

Der ER: Am 30.05.1995, zwei Tage später, hat dann noch einmal ein Gespräch mit Prof. Jürgenssen stattgefunden?

EB: Der Chronologie nach war es so: Es hat ein Telefonat zwischen Dr. Mann und mir stattgefunden am Tag der Rückkehr aus Köln, also am Freitag, den 26.05.1995. Ich habe ihn damals gefragt, ob durch seine Therapie nicht die Fruchtbarkeit unserer Tochter später einmal leiden wird. Er hat das immer negiert. Ich war natürlich in einer Situation, wo ich wußte, ich brauche unbedingt einen Arzt; ich habe mir aber überlegt gehabt, daß an und für sich die Arztwahl freistellt, und daß man das eigentlich niemandem

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bekanntgeben muß. Das war meine damalige Einschätzung der Rechtslage. Ich habe gegenüber Dr. Mann erklärt, daß unser Kind in einer Klinik sei bzw. in einer Therapie stehe, was aber nicht den Tatsachen entsprochen hat. Ich wollte Zeit gewinnen. Ich habe einen Arzt gesucht, der die Therapie von Olivia übernimmt.

Der ER: War Dr. Stangl Ihr Arzt, der die Therapie übernimmt? Welche Funktion hat er nach Ihrer Überlegung?

EB: Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat weitere Medikamente empfohlen. Er hat mir auch geraten, bei der Version, Olivia in einer anderen Klinik untergebracht zu haben, zu bleiben, - weitere CT´s sollten wir immer bei verschiedenen Ärzten vornehmen.

Der ER: Warum hat es das zweite Gespräch mit Prof. Jürgenssen am 30.05.1995 gegeben?

EB: Am Montag darauf hat sich noch einmal Dr. Mann gemeldet und bat, daß ich ins St.Anna-Kinderspital kommen solle, um mit Prof. Gadner zu sprechen. Es ist aber dann ein Telefonat mit Prof. Gadner erfolgt, in dem er gemeint hat, keine Klinik sei besser als die seine. Als er aber erklärt hat, wenn wir Hilfe benötigen, könnten wir uns jederzeit bei ihm melden, habe ich mich dann bedankt und das Gespräch beendet. Kurz darauf hat Prof. Jürgenssen angerufen. Das war das erste Mal, daß ich mit Prof. Jürgenssen gesprochen habe. Er hat sofort gedroht, daß er als Verantwortungsträger rechtliche Schritte unternehmen müßte, wenn wir nicht die Klinik nennen würden, die Olivia behandelt. Er hat gemeint, ein Fall wie dieser sei ihm noch nie untergekommen, und bevor er uns anzeigt, solle ich mich bei ihm zu einem Gespräch einfinden. Dieses Gespräch haben wir dann für den nächsten Tag, für Dienstag,

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vereinbart. Als Vorbereitung für dieses Gespräch habe ich dieses Schreiben aufgesetzt, das mir dann Dr. Jürgenssen auch unterfertigt hat, welches auch im Akt erliegt. Es ist darum gegangen, den Namen des behandelnden Arztes zu erfahren, den ich aber nicht preisgab.

Der ER: Einen behandelnden Arzt haben Sie doch eigentlich noch nicht gehabt? Das haben Sie gesagt, um Zeit zu gewinnen?

EB: Es war so, daß Frau Dr. Rozkydal die begleitende medikamentöse Behandlung, sprich Homöopathie usw. übernommen hat. Sie kennt auch die NEUE MEDIZIN bereits seit Jahren. Ich wußte, ich kann mich auf ihren Rat verlassen; ich dachte allerdings, sie zu benennen, geht sicherlich nicht durch.

Der ER: Prof. Jürgenssen wollte von Ihnen den behandelnden Arzt wissen und Sie haben ihn ihm nicht gesagt?

EB: Das ist richtig.

Der ER: Am 09.06.1995, nach etwas mehr als einer Woche, gab es dann die Tagsatzung beim Pflegschaftsgericht. Irgendwann in diesem Zeitraum muß das Pflegschaftsgericht eingegriffen haben. Wie war Ihr erster Kontakt mit dem Pflegschaftsgericht?

EB: Es liegen da einige Ereignisse dazwischen. Die Tagsatzung ist an einem Freitag erfolgt. Am Tag zuvor war das Jugendamt bei uns. Ich glaube, das war am Tag zuvor. Zum Pflegschaftsrichter bin ich freiwillig gegangen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt bereits ein Schreiben vom Bundesministerium für Gesundheit gehabt. In diesem Schreiben steht, daß sämtliche Zytostatika im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Das ist mir natürlich ganz komisch vorgekommen; wie kann man Krebs mit krebs-

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erregenden Mitteln therapieren? Dieses Schreiben habe ich mitgenommen und dem Pflegschaftsrichter Mag. Masicek vorgelegt. Er hat das aber irgendwie geringschätzig abgetan. Ich habe dann den Pflegschaftsrichter darauf aufmerksam gemacht, daß meiner Meinung nach hier ein Fall ähnlich wie Dr. Semmelweis vorliegt, ein Streit zwischen Medizinern, woraufhin mir Mag. Masicek den Vorschlag unterbreitet hat, diesen Arzt, den ich noch immer nicht mit Namen genannt hatte, und Dr. Jürgenssen am Tisch vor ihm zu konfrontieren und sich dann selbst eine Meinung zu bilden. Er hat mir an diesem Freitag einen Zeitraum von drei Wochen eingeräumt, in welchem ich dieses Treffen organisieren konnte.

Der ER: Stimmt es, daß Sie auch bei dieser Tagsatzung einen Arzt nicht genannt haben?

EB: Das ist richtig.

Der ER: Wesentlich an diesem Protokoll erscheint mir, daß über eine Ultraschalldiagnose, durch wen auch immer, gesprochen wurde. Es wurde Ihnen nahegelegt, wenn Sie schon den Arzt nicht nennen, daß Sie eine Unterlage bringen, eine Ultraschalldiagnose?

EB: Das ist praktisch eine Woche später. Mag. Masicek hat mich glaublich am Mittwoch vor dieser Tagsatzung angerufen und hat gemeint, ich müßte sofort kommen, sämtliche Aussagen werden zu Protokoll gegeben und von diesem Treffen, dieser Gegenüberstellung Dr. Hamer / Prof. Jürgenssen wollte er nichts mehr wissen. Dann bin ich an diesem Freitag alleine zu dieser Tagsatzung erschienen. Zu diesem Zeitpunkt hat mir Frau Dr. Rozkydal bereits die Behandlung zurückgelegt. Ich habe zu diesem Zeitpunkt keinen Anwalt gehabt. Es hat zuvor, am Donnerstag vorher, ein Gespräch mit Frau Dr. Petrovic im Parlament gegeben. Sie hat mir versichert, daß Dr. Hamer nicht irre; sie

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hat mir erklärt, daß sie selbst bereits einmal ihr Kind vor der Chemotherapie retten mußte. Sie hat mir auch versichert, daß ich mir wegen eines Rechtsbeistandes keine Sorgen machen bräuchte, sie wüßte da sicherlich einen Rechtsanwalt. Es hat sich aber dann so ergeben, daß ich zu dieser Tagsatzung trotzdem ohne Rechtsanwalt erscheinen mußte.

Der ER: Ich habe diese Protokollierung beim Pflegschaftsgericht so verstanden, daß Ihnen gesagt worden ist, wenn es keinen Vertrauensarzt gibt oder Sie ihn nicht nennen wollen, brauchte man wenigstens eine Untersuchung durch einen Urologen und eine Ultraschalldiagnose. War das so?

EB: Es war so, daß bei dieser Tagsatzung ein sachverständiger Urologe anwesend war. Bei dieser Tagsatzung habe ich dann offen meinen Willen dargelegt, daß ich Olivia nach den Erkenntnissen der NEUEN MEDIZIN therapieren möchte. Es ist dann dem Richter Mag. Masicek darum gegangen, ob der Tumor wächst oder nicht. Ich habe aber dann entsprechend der schulmedizinischen Überlegung zur Entstehung der Metastasen erklärt, daß, selbst wenn der Tumor stehenbliebe, doch aus Sicht der Schulmedizin eine potentielle Gefahr der Metastasenbildung bestünde. Dies hat auch der Sachverständige bestätigt, woraufhin mir Mag. Masicek erklärt hat, wenn der Tumor stehenbliebe, würde er die Gefahr einer Metastasenbildung auf sich nehmen. Wir könnten dann praktisch Olivia bei uns belassen, wir brauchten nicht diese Chemotherapie, die uns nahegelegt wurde, zu machen.

Es ist dann eine weitere Untersuchung vereinbart worden bei einem Radiologen frei nach unserer Wahl. Das haben wir dann auch gemacht.

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Der ER: Der versprochene Rückruf ist aber laut Protokoll nicht erfolgt?

EB: Richter Masicek wollte in dem Befund stehen sehen, daß der Tumor nicht gewachsen sei. Das hätte ihn befriedigt. Wir waren dann am Dienstag, das war glaube ich der 13.06.1995, beim Radiologen Dr. Heder in Mödling. Dieser hat mir dann eröffnet, daß der Tumor angeblich gewachsen sei. Wir waren jetzt in der Situation, daß wir absolut nicht mehr gewußt haben, was wir tun sollen. Wir haben natürlich an der Diagnose von Dr. Hamer gezweifelt, ob er sich hier irre. Wir haben gewußt, daß uns jetzt nichts anderes übrig bleibt als die Chemotherapie. Wir haben uns aber dann entschlossen - vielleicht hat sich Dr. Hamer in diesem Fall geirrt, vielleicht muß dieser Tumor noch wachsen, vielleicht aber irrt sich der Radiologe; wir haben es nicht gewußt - egal welche Form von Krebs es ist, egal in welchem Stadium, uns erscheint der Weg der NEUEN MEDIZIN plausibler, erfolgversprechender als der Weg der Schulmedizin. Wir haben uns nochmals ganz definitiv für den Weg einer natürlichen Heilung entschieden. Allerdings hat sich dann auch das Problem ergeben, daß ich mit dem Befund eines größer gewordenen Tumors bei Mag. Masicek sicherlich auf kein Verständnis mehr stoßen werde. Wir haben uns dann eben sofort, nachdem wir diesen Befund in den Händen gehalten haben, dazu entschlossen, daß wir die Flucht antreten.

Der ER: Sie haben also mit der Entziehung der elterlichen Rechte gerechnet? Der Beschluß, der dann am 23.06.1995, also etwa eine Woche später, gefaßt worden ist, hat Sie nicht überrascht?

EB: Er hat uns sicherlich nicht überrascht, nein. Was uns aber überrascht hat, war, daß gleich das

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Jugendamt mit Polizei aufmarschiert ist, und wir dann eigentlich ein Kreuz geschlagen haben, daß wir nicht anwesend waren, weil uns da sicherlich das Kind mit Polizeigewalt entzogen worden wäre.

Der ER: Sie sagen, was dann passiert ist, hätten Sie nicht erleben wollen. Woher wissen Sie denn, was zu Hause passiert ist, als Sie nicht mehr da waren? Wie haben Sie von dieser Situation Kenntnis erlangt? Was ist dann tatsächlich passiert, soweit Sie das sagen können?

EB: Ich habe mich gelegentlich im Haus der Schwiegereltern telefonisch gemeldet.

Der ER: Dann war einmal dieses Telefonat, bei dem Ihnen die Schwiegermutter mitgeteilt hat, daß die Gendarmerie da war?

EB: Richtig, daß ein Beschluß abgegeben worden ist, und daß die Polizei da war. Ich habe mir das kurz vorlesen lassen und habe dann veranlaßt, daß meine Schwägerin diesen Beschluß an den Rechtsanwalt, den ich zu diesem Zeitpunkt bereits hatte, faxt.

Der ER: Warum war die Gendarmerie da; doch wohl nicht, um den Beschluß zuzustellen, sondern um das Kind zu holen?

EB: Das nehme ich an.

Der ER: Ist es richtig, daß Sie zu dem Zeitpunkt in Kärnten waren?

EB: Richtig.

Der ER: Warum waren Sie zu diesem Zeitpunkt in Kärnten?

EB: Es ist so, daß uns Dr. Hamer erklärt hat, daß der Konflikt erst gelöst werden kann, wenn die Mutter ständig bei der Tochter ist, daß wir unbedingt Ruhe brauchen.

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Er hat uns auch erklärt, wie der weitere Verlauf sein wird, daß eine Leberschwellung eintreten wird, daß Olivia des Nachts oft schwitzen wird, daß dies auch einen eigentümlichen Geruch haben kann. Das ist dann im Laufe der Zeit alles eingetreten. Unser Hauptgrund war, daß wir Gelegenheit haben, diesen Heilungsprozeß zu ermöglichen, daß Olivia Ruhe hat.

Der ER: Sie sagten Ihrer Schwägerin, sie soll den Beschluß dem Anwalt Dr. Vacarescu in Graz schicken. Was sollte er tun? Was haben Sie sich vorgestellt, was er tun kann?

EB: Das wird der Rechtsanwalt schon wissen.

Der ER: Haben Sie eine konkretere Vorstellung gehabt?

EB: Ich habe natürlich gehofft, daß dieser Beschluß durch den Rechtsanwalt irgendwie aufgehoben werden kann, indem er Einspruch erhebt oder etwas in der Art, damit wir nicht der Obsorge verlustig gehen.

Der ER: Sie haben gehofft, daß das noch nichts Endgültiges ist, daß man das anfechten kann?

EB: Das ist richtig.

Der ER: Wann haben Sie erfahren, daß es insofern endgültig war, als ein sofortiger Vollzug ohne Abwarten des Rechtsmittelverfahrens vom Richter verfügt worden ist? Wie haben Sie von dieser Konstellation erfahren? Oder ist Ihnen das etwas Neues?

EB: Es ist drunter und drüber gegangen. Ich weiß nur, daß Dr. Vacarescu einen Rekurs beantragt hat. Wann ich erfahren habe, daß dieser nicht fruchtet, weiß ich jetzt nicht mehr.

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Der ER: In diesem Beschluß steht: "Gemäß § 12 AußStrG wird der sofortige Vollzug angeordnet." Sagt Ihnen diese Formulierung irgend etwas?

EB: Im Nachhinein kenne ich mich rechtlich natürlich ein bißchen besser aus als damals und als medizinischer Laie auch medizinisch besser als damals. Jetzt sagt mir das sehr wohl, daß da eben kein Rechtsmittel einzubringen ist; damals glaube ich nicht, daß mir das irgend etwas gesagt hat. Es hat dann ein Telefonat mit Herrn Rechtsanwalt Vacarescu gegeben, wo er das Mandat niedergelegt hat. Ich muß auch vorausschicken, daß wir ja in dem Bewußtsein gehandelt haben, daß durch die parlamentarische Anfrage der Frau Dr. Petrovic die Möglichkeit bestünde, daß hier rechtlich etwas zu unseren Gunsten bewirkt wird.

Der ER: Sie wissen, daß die Gendarmerie da war. Was heißt das? Das kann nur so interpretiert werden, daß sofort etwas geschieht, sonst käme doch nicht die Gendarmerie. Haben Sie das anders gesehen?

EB: Wir haben sehr bald den Fall Katharina Scharpf aus Deutschland erfahren, wo die Eltern die Chemotherapie des Kindes abgebrochen haben, weil sie eingeschätzt haben, daß das Kind das nicht übersteht. Der Vater ist dann mit dem Kind geflüchtet. Der deutsche Staat hat dann dem Vater garantiert, daß er bei Rückkehr keine Chemotherapie mehr machen bräuchte. Er ist dann zurückgekehrt, der deutsche Staat hat sein Wort gehalten, die Chemotherapie hat nicht erfolgen müssen. Aber zu diesem Zeitpunkt damals war ebenfalls die Polizei anwesend und wollte das Kind holen. Allerdings ist das Kind nach zwei Jahren über Nacht gestorben, meines Wissens an Herzversagen bedingt durch die Chemotherapie.

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Der ER: Sie selbst bezeichnen das als "Flucht". Hat dieses Telefonat, die Kenntnis, daß die Gendarmerie schon da war und das Kind holen wollte, etwas damit zu tun, daß Sie weiter, schließlich bis nach Spanien, gereist sind oder hat das andere Gründe gehabt?

EB: Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob wir von dem Umstand, daß die Polizei anwesend war, direkt durch meine Schwiegermutter erfahren haben oder erst nach unserer Rückkehr durch meinen Schwiegervater. Das weiß ich jetzt nicht mehr so konkret. Es hat ja von uns auch immer wieder Bestrebungen gegeben, die Schulmedizin und Ärzte, die die NEUE MEDIZIN kennen, zusammenzubringen, damit sie, vielleicht in Form eines Konsortiums, Olivia in die Therapie übernehmen würden. Es hat die "Help-TV"-Sendung gegeben, einen gewissen Prof. Pichler, der als Patientenanwalt vorgestellt worden ist, der aber meines Wissens nur rechtskundig ist im Patientenrecht. Mit dem habe ich dann noch Tage sehr intensiv telefoniert, um die Möglichkeit abzuchecken, ob sich nicht Schulmediziner bereit finden würden, zusammen mit Ärzten der NEUEN MEDIZIN Olivia zu behandeln. Unser Wunsch war es natürlich, Olivia unter ärztliche Aufsicht zu stellen. Für uns war diese Flucht ohne ärztlicher Aufsicht eine immense Belastung. Wir sind nur übers Telefon mit Ärzten in Kontakt gestanden. Wir haben versucht, ehebaldigst diese Situation zu ändern.

Der ER: Wohin ist es von Kärnten gegangen?

EB: Von Kärnten ist es direkt nach Deutschland gegangen, dann in die Schweiz und dann nach Spanien.

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Der ER: Laut Akteninhalt ging es nach Spanien deshalb, weil Dr. Hamer dort Beziehungen und Kollegen hat. Wollte das Hamer haben oder war das Ihr Wunsch? Wieso seid ihr letzten Endes in Spanien gelandet?

EB: Weil sich dort Ärzte bereiterklärt haben, Olivia in Behandlung zu übernehmen. Ich habe eine Bestätigung, die ich mir allerdings erst nachträglich habe schicken lassen, von einem gewissen Dr. Gutierez Vinuales, daß er Olivia in Behandlung übernehmen wollte.

Der ER: Wie sind Sie zu diesem Arzt gekommen?

EB: Das ist uns mitgeteilt worden, daß sich in Malaga drei Ärzte bereit erklären, Olivia in Therapie zu übernehmen, d.h. unter ständiger Aufsicht. Dr. Hamer hat uns das mitgeteilt.

Der ER: Stimmt es also, daß er Beziehungen nach Spanien gehabt hat, und daß dies der Grund dafür war, daß Sie nach Spanien gegangen sind; um dort Kontaktärzte aufzusuchen?

EB: Es war auch ein anderes Motiv, nämlich der Umstand, daß in Spanien die Vorstellung, daß Eltern das Kind weggenommen wird und einer Therapie ausgesetzt wird, die wahrscheinlich zu mehr als 90% tödlich ist, unvorstellbar ist. Das würden die spanischen Eltern nie dulden.

Der ER: Wo ist das Kind behandelt worden, und wie sind Sie über die Entwicklung dieser Krankheit auf dem laufenden gewesen? Der Tumor hat sich ja vergrößert.

EB: Die Frage ist nur, wodurch.

Der ER: Wie haben Sie kontrolliert, daß sich da etwas entwickelt?

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EB: Als wir noch in Deutschland waren, haben wir Kenntnis vom Befund des Prof. Rius aus Barcelona bekommen als auch von dem Video. In dem Befund steht, daß Olivia Cerebralmetastasen, sprich Kopfmetastasen, hat, die ein gewisser Prof. Lukayer und zwei weitere Ärzte diagnostiziert haben, daß bei Olivia Leberkrebs vorliegt, ebenfalls ein Sammelrohrkarzinom auf der rechten Niere und vermutlich auch ein Knochenkrebs an einem Lendenwirbel. Als wir nach Spanien gefahren sind, war natürlich auch für Dr. Hamer das wichtigste, weitere CT-Bilder erstellen zu lassen. Wir sind, glaube ich, an einem Dienstag angekommen und am Mittwoch Vormittag haben wir bereits einen Termin gehabt. Wir haben am Abend zuvor noch mit einem Arzt von der Universitätsklinik Malaga gesprochen. Wir haben dann auch am Vormittag sogleich einen Termin erhalten und haben Organ- als auch Kopf-CT´s erstellen lassen. Das war die Kontrolle. Es hat auch einen Befund gegeben - Dr. Hamer ist in Spanien relativ bekannt - dieser Befund stammt aber nicht von einem sogenannten Hamer-Arzt. Dieser Arzt schreibt, daß seine Diagnose 1. Nephroblastom und 2. Wilms ist.

Der ER: Haben Sie durch diese Untersuchungen gewußt, daß es ärger wird?

EB: Sie gehen vielleicht davon aus, daß der Wilmstumor immer größer geworden ist.

Der ER: Ich gehe davon aus, daß der Bauch größer geworden ist. Das hat man gesehen.

EB: Das haben wir gesehen, wobei das Befinden von Olivia nicht schlechter geworden ist. Das Befinden von Olivia hatte sicherlich seinen Höhepunkt in dem Zeitraum gehabt, wo Spiegel-TV die Aufnahmen gemacht hat, das war in Deutschland, also mindestens eine Woche zuvor. In Spanien war das Befinden von Olivia bei weitem

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nicht mehr so schlecht. Es hat sich von der Konstitution her gebessert. Wir sind mit dem Kind Eis essen gegangen. Es gibt da sehr schöne Fotos, wo das Kind lacht. Eine Woche davor konnte sie nicht einmal aufstehen. Es gibt eben so Schwankungen.

Der ER: Was hat Sie dann letztendlich veranlaßt, doch zurückzukommen?

EB: Es ist einiges geschehen in Spanien. Der Grund war eigentlich das Anraten von Dr. Hamer. Ich war anwesend, es sind Telefonate geführt worden zwischen Dr. Marcovich und Dr. Hamer. Die Situation in Spanien war unerträglich. Es ist vereinbart worden, daß, wenn wir eine schriftliche Erklärung bekommen, daß nichts gegen unseren Willen geschieht, wir nach Österreich zurückkehren.

Der ER: Sie sagen, es war unerträglich. Laut Aktenlage haben Sie es als unerträglich empfunden, daß Sie von den Journalisten und Fernsehreportern so belagert worden sind?

EB: Wir mußten uns verstecken. Wir sind, wenn wir aufgespürt worden sind, regelrecht gehetzt worden.

Der ER: Wenn der Rummel mit der Öffentlichkeit und der Presse nicht gewesen wäre, wären Sie geblieben?

EB: Ja, sicher. Bei einer Behandlung entsprechend der NEUEN MEDIZIN unter ärztlicher Aufsicht ist für mich der Ort nur insofern von Interesse, als es dort angenehm ist. In Spanien war es natürlich auch heiß, da ist mir natürlich ein Ort in Österreich, den Olivia gewohnt ist, sicherlich lieber.

Der ER: Zumindest über Telefon wußten Sie, daß in Österreich etwas mit der Aberkennung der elterlichen Rechte im Gange ist, und daß Sie das Kind

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eigentlich zurückgeben müßten. War da kein Gedanke in diese Richtung, daß Sie mit dem Kind gar nicht in Spanien sein dürften und es nach Hause bringen müßten, weil Sie gar nicht mehr Ihre elterlichen Rechte haben?

EB: Ein Kind ist kein Ding. Ein Ding gibt man gern her, aber ein Kind hergeben? Die Konsequenz wäre gewesen, daß sie der Chemotherapie ausgeliefert werden würde. Das haben wir nicht zusammengebracht. In Spanien war es so, daß uns bzw. meiner Frau der Konsul Esten beim Besuch der Klinik an dem Tag, als Frau Dr. Marcovich angekommen ist, das Sorgerecht zurückgegeben hat. Er war für uns der Vertreter der österreichischen Regierung. Er hat uns gesagt, wenn wir das Kind in die Klinik bringen, gibt er uns das Sorgerecht zurück. Lustigerweise hat er es nur Erika zurückgegeben und mir nicht.

Der ER: Sie haben tatsächlich gedacht, daß der Konsul das wirklich machen kann, obwohl der österreichische Richter etwas anderes sagt?

EB: Damals habe ich es angenommen; jetzt würde ich mich nicht mehr darauf verlassen.

Der ER: Die Rückkehr nach Österreich erfolgte am 24.07.1996?

EB: Das ist richtig. Das war ein Montag.

Der ER: Was war ausschlaggebend, daß Sie zunächst einmal mit der Aufnahme im Krankenhaus Tulln einverstanden waren?

EB: Es hat bei der Ankunft am Flughafen Wien-Schwechat ein Gespräch mit Dr. Zimper, Dr. Gadner und Frau Dr. Marcovich gegeben. Wir sind mit Olivia nach Maiersdorf zurückgekehrt. Ich habe dann wiederum versucht, Dr. Stangl telefonisch zu erreichen. Es ist mir nämlich mitgeteilt worden, daß sich Dr. Stangl bereiterklärt hat, die

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Behandlung von Olivia zu übernehmen. Das ist auch aus der schriftlichen Vereinbarung ersichtlich, daß eben nichts gegen unseren Willen geschieht; da ist Dr. Stangl auch angeführt worden gemeinsam mit Frau Dr. Rozkydal. Es waren natürlich meine Bestrebungen, sofort nach unserer Rückkehr diese Möglichkeit auszuloten. Ich habe Dr. Stangl dann noch am Telefon beknien müssen, weil er sich zuvor geweigert hat. Wir haben dann am Telefon vereinbart, weil mittlerweile auch in Maiersdorf wieder die Journalistenhorde eingetroffen war, daß ein geheimer Aufenthaltsort in einem Krankenhaus genau das wäre, was wir Eltern uns vorstellen würden, unter der Aufsicht von Dr. Stangl. Dr. Stangl hat dann das Krankenhaus Tulln vorgeschlagen und hat gemeint, der dortige Primar Dr. Vanura stünde kurz vor der Pension, er habe keine Profilierungswünsche, und selbst wenn dies alles schiefgehen sollte, würden ihm auch daraus keine besonders großen Nachteile erwachsen, so daß Dr. Stangl die Möglichkeit sah, im Einverständnis mit Dr. Vanura die Behandlung von Olivia im Tullner Krankenhaus zu übernehmen. Es hat dann in weiterer Folge ein Treffen bei Dr. Rozkydal in Wien gegeben. Anwesend war Frau Dr. Marcovich, Dr. Zimper.

Der ER: Es war dann diese Konziliarbesprechung. Im Protokoll heißt es dann "Herr Pilhar war mit der Chemotherapie einverstanden". Ist das richtig protokolliert?

EB: Ja. Das möchte ich kurz erklären, wie das zustandegekommen ist. Es hat damals ein Gespräch stattgefunden zwischen Dr. Zimper und der damaligen Rechtsvertretung, die ich eigentlich selbst erst kurz zuvor kennengelernt habe. Es ging darum, wenn wir uns weiterhin der Chemotherapie verweigern würden, würde man uns das Kind wegnehmen und Olivia ohne unser Beisein therapieren.

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Ich habe der Chemotherapie zugestimmt, damit man uns nicht von unserem Kind fernhält.

Der ER: Warum haben Sie dann am nächsten Tag das Einverständnis widerrufen?

EB: Weil ich um das Leben meines Kindes gekämpft habe.

Der ER: Das haben Sie am Tag davor doch auch getan.

EB: Schon; das war Dienstag Abend. Wir sind am Montag früh nach zwei Stunden Schlaf in das Flugzeug gestiegen, ich habe bis Dienstag um Mitternacht kein Auge mehr zugetan. Ich war fix und fertig. Ich habe damals mehr oder weniger den Kampf aufgegeben, ich habe mein Kind praktisch geistig der Chemotherapie überreicht, weil ich einfach müde war.

Der ER: Haben Sie das richtig verstanden, was in dieser Situation Ihre Rolle als Vater war? Aberkannt war ja das elterliche, das väterliche Recht. Wie haben Sie das empfunden, was wurde Ihnen gesagt, warum es noch immer notwendig oder richtig oder wünschenswert war, daß die Eltern auch ja dazu sagen?

EB: Ich kann mir das an meinen zehn Fingern abzählen, daß eine Zwangschemotherapie ohne Beisein der Eltern niemals zum Erfolg führen würde, d.h. daß die Ärzte ohne die Eltern mit der Chemotherapie bei einem Kind ja überhaupt keine Chance haben. Das war mir sehr wohl bewußt. Das war mein Druckmittel, daß wir eben sagen, nein, mit uns nicht.

Der ER: Daß sich die Ärzte in Tulln dann geweigert haben und gesagt haben, wenn die Eltern nicht mitspielen, dann machen wir keine Zwangstherapie?

EB: Richtig. Das war meine Linie.

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Der ER: Sie haben erwähnt, Prof. Vanura hätte keine Profilierungsneurose mehr. Es kommt darauf hin, entnehme ich Ihrem Standpunkt, daß sie sagen, die Ärzte müssen ja die Chemotherapie machen, denn sonst bekommen sie Schwierigkeiten. Habe ich das richtig verstanden, daß Sie dieser Meinung waren? Haben Sie auch einmal daran gedacht, daß auch der Arzt eine Verpflichtung hat; daß, wenn er eine nicht anerkannte Methode, die Sie ihm vorschlagen, akzeptierte und mit dem Kind passiert etwas, er den Kopf dafür hinhalten muß? Daß es da schon gerichtliche Entscheidungen gibt, daß Ärzte verurteilt worden sind, wenn sie dem Patientenwunsch entgegen der herrschenden medizinischen Wissenschaft entsprochen haben?

EB: Wir können die NEUE MEDIZIN komplett weglassen. Die Schulmedizin hat immer gesagt, sie wollen den 95%igen Wilmstumor haben. Sie haben total ignoriert, daß Olivia Kopfmetastasen hat, daß sie Leberkrebs hat. Es gibt immerhin das Video, daß wir sofort nach Erhalt am 10.07.1995 an das Gericht weitergeschickt haben. Die Schulmedizin hat nie ein Sterbenswort darüber verloren. Wir haben ja gewußt, daß die Chemotherapie, die entsprechend dem Wilmstumor verabreicht wird, bei gleichzeitigem Vorhandensein von Metastasen und Leberkrebs niemals den Erfolg bringen kann, den der Wilmstumor bei dieser Therapie bringen würde.

Der ER: Sie unterstellen mehr oder weniger den Schulmedizinern, daß sie von der Pharmaindustrie abhängig sind; sie müssen so handeln, damit das Geschäft stimmt, grob gesprochen. Der andere Aspekt, daß der Arzt wirklich eine echte, persönliche Verantwortung hat, ist Ihnen nicht plausibel erschienen?

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Daß die Ärzte Ihrer Meinung, nach der Konflikttheorie zu heilen, gar nicht folgen konnten, ohne sich ihrerseits strafbar zu machen? Diese Aussage wurde nicht jetzt gemacht, aber sie ist aktenkundig. Habe ich Sie richtig verstanden, ist das Ihre Meinung über die Schulmedizin?

EB: Die Diagnose Kopfmetastasen, Leberkrebs ist ja auch durch Schulmediziner erfolgt. Wir sind mit der Geschichte von Olivia zwischen zwei Mühlsteine geraten. Dr. Hamer ist ja nicht erst durch uns bekannt geworden. Dr. Hamer ist ja ein Begriff in der schulmedizinischen Krebstherapie. Der Name Dr. Hamer ist jedem Onkologen klar. Wir sind in einen Kampf geraten, Schulmedizin gegen Dr. Hamer, wo wir als Eltern, die die Sorge um das Wohl des Kindes gehabt haben, gesehen haben, daß unter den Ärzten, also Schulmedizinern in Wien und Schulmedizinern in Spanien überhaupt keine Kommunikation herrscht. Was nicht in dieses System mit 95%iger Heilungschance hineinpaßt, ist einfach ignoriert worden. Prof. Rius ist ein habilitierter Doktor.

Der ER: Sie haben Ihre Verantwortung sehr nachvollziehbar und eloquent dargelegt. Warum sollte Dr. Prosenz das nicht hören? Was stört Sie daran?

EB: Ich habe nichts gegen Dr. Prosenz als Person.

Der ER: Warum sollte er nicht hier sein? Wie denken Sie wirklich darüber?

EB: Die ganze Geschichte Olivia ist der Kampf zwischen Schulmedizin und Dr. Hamer. Dr. Prosenz ist Schulmediziner.

Ich schließe mich im Prinzip dem an, was unsere Verteidigung hierzu bereits ausgeführt hat.

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Der StA: Wissen Sie, daß Dr. Hamer in Deutschland die Befugnis aberkannt worden ist, als Arzt tätig zu sein?

EB: Ja.

Der StA: Seit wann wissen Sie das?

EB: Im möchte mit den Worten von Dr. Stangl antworten. Das ist aus einem Schreiben an den Ärztekammerpräsidenten Routil: "Wenn nun Herr Dr. Hamer als Scharlatan eingestuft wird, in Deutschland Berufsverbot hat, kriminell und im höchsten Maß bedenklich ist und seine Thesen als abstrus, wirr oder skurril bezeichnet werden, dann frage ich mich, warum Sie als Präsident der Steiermärkischen Ärztekammer den Stier nicht schon längst bei den Hörnern gepackt haben und all die unbewiesenen Behauptungen durch wohlgemerkt unvoreingenommene Kollegen in einer Langzeitstudie sachlich überprüfen ließen..."

Ich darf mir solche Anmaßungen nicht erlauben, deshalb habe ich einen kompetenten Mann vorgeschoben.

Ich habe von Anfang an gewußt, daß Dr. Hamer die Befugnis zu praktizieren aberkannt worden ist.

SV Dr. Scheithauer: keine Fragen.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sie haben gesagt, als der Beschluß des Pflegschaftsgerichtes zugestellt wurde, waren Sie schon in Kärnten. Wann haben Sie diesen Beschluß zum ersten Mal gesehen?

EB: Dieser Beschluß ist uns in Tulln von Mag. Masicek überreicht worden. Das war entweder am Donnerstag, den 27.07.1995 oder am Freitag, den

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28.07.1995. Das war vier, fünf Tage nach der Rückkehr aus Spanien.

Verteidiger Mag. Rebasso: Insofern stimmt die Behauptung des Staatsanwaltes, daß Ihnen der Beschluß persönlich zugestellt wurde?

EB: Ja, aber der Zeitpunkt liegt in Tulln. Vorher habe ich den Beschluß nicht persönlich zugestellt bekommen.

Verteidiger Mag. Rebasso: Haben Sie vorher vom Inhalt dieses Beschlusses Kenntnis erlangt und wenn ja, speziell von dieser Passage, daß dieser Beschluß sofort in Vollzug zu setzen ist? Haben Sie das gewußt?

EB: Ich kann es so erklären: Dieses Schriftstück ist mir von meiner Schwiegermutter am Telefon vorgelesen worden. Als nächsten Schritt habe ich veranlaßt, daß dies an den Rechtsanwalt geschickt wird, damit dieser etwas unternimmt. Daß das ohne aufschiebende Wirkung ist, war mir nicht bewußt bzw. rechtlich nicht so klar, wie es mir jetzt klar ist; sonst hätte ich mir das ja ersparen können.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sind Sie in Spanien auch in irgendeiner Form mit einem Gericht konfrontiert gewesen?

EB: Richtig, zweimal.

Verteidiger Mag. Rebasso: Wissen Sie ungefähr, wie dort die Situation im Hinblick auf Ihre Entscheidung betreffend die Heilbehandlung ausgesehen hat, wie das von dem spanischen Gericht beurteilt worden ist?

EB: Am Mittwoch, am zweiten Tag in Spanien, nachdem wir die CT´s in der Universitätsklinik erstellen haben lassen, sind wir durch die Interpol verhaftet worden, aufs Polizeirevier gebracht worden und von dort in ein Gerichtsgebäude. Es hat hektische Telefonate gegeben.

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Im Prinzip ist uns zuletzt ein Schriftstück ausgehändigt worden, auf spanisch allerdings, in dem ungefähr drinsteht, daß wir sehr wohl sorgende Eltern sind. Wir sind wieder entlassen worden mit der Auflage, erreichbar zu bleiben.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sind Sie dort so behandelt worden, daß Sie davon ausgehen mußten, daß Sie nicht mehr das Sorgerecht für Ihr Kind haben?

EB: Im Zeitraum in Spanien ist das mit dem Sorgerecht überhaupt hin und her gegangen. Einmal hat der Konsul meiner Frau das Sorgerecht wieder übergeben, das Gericht sagte, wir sind sehr wohl sorgende Eltern; es war überhaupt eine Situation, wo es keine klaren Linien gegeben hat.

Verteidiger Mag. Rebasso: Als Sie den Beschluß letztlich vom Richter Masicek bekommen haben, war allerdings die Situation für Sie schon klar?

EB: Eigentlich erst dann mit dem Beschluß. Wir haben damit gerechnet, daß das Wort von Konsul Esten auch in Österreich Bedeutung hat.

Verteidiger Mag. Rebasso: Wo hat sich Olivia zu dem Zeitpunkt befunden, als Sie den Beschluß vom Richter Masicek bekommen haben?

EB: In Tulln im Krankenhaus. Das hat sich alles im Krankenhaus abgespielt.

Verteidiger Mag. Rebasso: War damals bereits die Bezirkshauptmannschaft Wr. Neustadt in die Entscheidungen dort im Krankenhaus vor Ort eingebunden?

EB: Ja. Dr. Zimper war dort als Vertreter anwesend.

Verteidiger Mag. Rebasso: Hat er auch mitgeredet?

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EB: Richtig bewußt geworden ist mir das erst, als es den Eklat gegeben hat, als Olivia wiederum an Infusionen angeschlossen war. Da ist mir ziemlich klipp und klar mitgeteilt worden, zuerst von Prim. Vanura und dann auch telefonisch von Dr. Zimper, daß wir rechtlich absolut nichts mehr mitzubestimmen hätten.

Verteidiger Mag. Rebasso: Demnach hat also Dr. Zimper im wesentlichen die Entscheidungen getroffen? Er war damals schon der primäre Ansprechpartner?

EB: Das ist richtig.

Verteidiger Mag. Rebasso: Wovon sind Sie ausgegangen, als Sie von Ihrer Schwiegermutter gehört haben, daß jemand da war und ein Schriftstück zurückgelassen hat, was diese Leute gewollt hätten?

EB: In erster Linie haben wir gesehen, daß das Kind sofort einer Therapie zugeführt werden soll. Das war für uns das Schlimmste. Mögliche rechtliche Konsequenzen betreffend die Obsorge waren nur eine Begleiterscheinung. Uns ging es um das Wohl des Kindes aus unserer Sicht.

Verteidiger Mag. Rebasso: Bestand aus Ihrer Sicht ein Bewußtsein dahingehend, daß Sie in die Erziehungsrechte beispielsweise einer Behörde eingreifen?

EB: Es ging um die Chemotherapie. Wir haben unsere Kinder bisher immer selbst erzogen. Es ging ja nur darum, daß die Chemotherapie durchgeführt werden kann aufgrund der Anzeige der Schulmedizin; daß das Jugendamt herkommt und sagt, wir machen jetzt die Chemotherapie.

Verteidiger Mag. Rebasso: War diese Rückführung gemeinsam mit Frau Dr. Marcovich Ihres Wissens nach von der Bezirkshauptmannschaft Wr. Neustadt inszeniert und gestaltet oder von einer anderen Stelle?

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EB: Meines jetzigen Wissens nach ist das von der Zeitschrift NEWS und dem ORF inszeniert worden. Mir ist mitgeteilt worden, daß zu dem Zeitpunkt, als Dr. Zimper noch Angebote eingeholt hat wegen einer Fluggesellschaft, diese Maschine bereits am Flughafen Wien-Schwechat bereit gestanden hat, gesponsert von ORF und NEWS. Dann hat sich Dr. Zimper mehr oder weniger damit begnügt, daß nichts ohne sein Einverständnis passiert mit dieser Rückholaktion.

Verteidiger Mag. Rebasso: Dr. Vacarescu, der damals von Ihnen in dieser Situation bevollmächtigt war, noch bevor sie endgültig weggefahren sind, erklärt in einem Rekurs gegen diesen besagten Beschluß, daß Ihnen der Beschluß am 25.06.1995 zugestellt worden sei. Was sagen Sie dazu?

EB: Das dürfte er wahrscheinlich mißverstanden haben. Es ist so, daß der Beschluß bei uns zu Hause abgegeben worden ist, wir aber nie in diesem Zeitraum zu Hause waren und auch eine Woche später nicht zu Hause waren. Wir selbst haben den Beschluß nicht bekommen. Das ist ein Irrtum.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sie haben eine Situation eines Mädchens geschildert, daß Sie gesehen haben, das bei Ihnen einen sehr bedruckenden Eindruck hinterlassen hat. Worauf haben Sie den Zustand dieses Kindes damals zurückgeführt?

EB: Einzig und allein auf die Therapieform. Das Kind konnte nicht schlucken, weil die Chemotherapie die Schleimhäute angreift. Das Kind war so unterernährt, daß es mit acht Jahren schon das Bewußtsein gehabt hat, es muß essen, es kann aber nicht essen. Die psychische Qual, die eine Chemotherapie verursacht, hat dieses Kind uns offenbart.

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Verteidiger Mag. Rebasso: Woher haben Sie damals gewußt, daß die Chemotherapie diesen Zustand herbeigeführt hat?

EB: Das habe ich damals gewußt, eben durch das Gespräch mit den Verwandten und auch durch verschiedentliche Meldungen von Ärzten, von Dr. Mann und dieser Ärztin, daß die Chemotherapie die Schleimhäute angreifen wird.

Verteidiger Mag. Rebasso: Das war damals für Sie schon ausreichend klar?

EB: Das haben wir schon gewußt, ja, und das habe ich bei dem Kind erlebt.

Verteidiger Mag. Rebasso: Ist bei dem nachfolgenden Gespräch mit Dr. Mann aus Ihrer Sicht dieses Problem auf der Leber nicht zur Sprache gekommen?

EB: Nein, direkt nicht.

Verteidiger Mag. Rebasso: Haben Sie das nicht zur Sprache gebracht? Zuvor hat das doch eine andere Ärztin festgestellt.

EB: Ja, sie hat es festgestellt, nur war mir dieser Umstand bei dem Arztgespräch mit Dr. Mann noch nicht so bewußt. Ich habe sehr wohl registriert gehabt, daß diese Bemerkung gefallen ist, bewußt geworden ist mir das erst später, als Frau Dr. Rozkydal gemeint hat, die Leber sei durch.

Verteidiger Mag. Rebasso: Dr. Mann hat von sich aus auch keine Erwähnung gemacht?

EB: Nein.

Verteidiger Mag. Rebasso: Was war damals überhaupt Ihr Wissenstand im Zusammenhang mit der Chemotherapie, zu diesem Zeitpunkt ganz am Beginn?

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EB: Nur, daß die Chemotherapie eine Qual ist für die Patienten. Zwei Verwandte von mir sind an Krebs erkrankt und beide in der schulmedizinischen Therapie verstorben. Ich persönlich kenne überhaupt nur ein Kind, das war, glaube ich, ein Leukämiefall, das diese Krebstherapie über einen längeren Zeitraum überlebt hat. Das ist ein Kind, und ich kenne auch sonst sehr wenige bis überhaupt niemanden, der diese Therapie über einen langen Zeitraum, wo man z.B. sagen könnte, das war vor zehn Jahren, überlebt hätte. Ich kenne niemanden.

Verteidiger Mag. Rebasso: Hat Dr. Mann damals in dem Gespräch im Hinblick darauf, daß Ihnen offenbar aus eigenen Beobachtungen ein bißchen etwas über die konventionelle Krebstherapie bekannt war, über allfällige Nebenwirkungen und Spätfolgen gesprochen und Sie über diese Dinge umfassend aufgeklärt oder hat sich das damals darauf beschränkt, daß er gesagt hat, es gibt keinen anderen Weg?

EB: Wir haben erst mit der Zeit erfahren, daß die Chemotherapie Wachstumsstörungen verursachen kann, daß sie Fertilitätsstörungen verursachen kann.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sind Sie damals von Dr. Mann darüber aufgeklärt worden?

EB: Nicht richtig; es ist erwähnt worden, daß das Kind nicht mehr schlucken kann, daß ihm die Haare ausgehen. Das mit den Haaren ist wirklich das minimalste.

Verteidiger Mag. Rebasso: Haben Sie das Thema Begleitfolgen, Spätfolgen usw. damals in diesem Gespräch selbst angesprochen?

EB: Nein, das war mir noch nicht so bewußt, daß es überhaupt solche Begleit- und Nebenerscheinungen gibt in so einem Umfang und mit solcher Vehemenz.

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Verteidiger Mag. Rebasso: Sie sind nachher offenbar noch einmal mit Ihren Verwandten in Kontakt getreten, die dann den weiterführenden Weg zu Dr. Hamer aufgezeigt haben? Ist das richtig?

EB: Wir sind in Kontakt mit den Verwandten gekommen und diese haben uns erklärt, was ca. Dr. Hamer und ca. die Chemotherapie ist.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sind das auch diejenigen Verwandten, die selbst Erfahrungen mit Dr. Hamer hatten?

EB: Das ist richtig.

Verteidiger Mag. Rebasso: Was haben Sie bezüglich eigener Erfahrungen mit der Therapieform Hamer von den Verwandten erfahren?

EB: Die haben einen 15- oder 16-jährigen Buben aus der Krebstherapie herausgenommen und ihn dann durch die Heilungsphase begleitet. Der Bub hat die ganzen Symptome gehabt, die Dr. Hamer erwähnt, eben epileptoide Krise; es schaut fürchterlich aus, aber die haben das Kind durchbegleitet und unterstützt. Das Kind ist auch gesund geworden. Der Cousin bzw. Schwager hat eigene, persönliche Erfahrungen; bei ihm hat man einmal einen Gehirntumor diagnostiziert, den er nie behandeln hat lassen und auch nie Sorge gehabt hat, weil er in Kenntnis der NEUEN MEDIZIN war und gewußt hat, daß das ein Hamerscher Herd ist, der die Heilungsphase eines Krebses verdeutlicht hat. Das ist auch abgeklungen und er hat nie eine schulmedizinische Therapie oder sonst etwas gehabt.

Verteidiger Mag. Rebasso: Welche Schlußfolgerungen haben Sie zum damaligen Zeitpunkt für sich aus diesen Erfahrungen Ihrer Verwandten gezogen?

EB: Daß die NEUE MEDIZIN funktioniert.

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Verteidiger Mag. Rebasso: Sind Sie dann noch mit weiteren Personen in Kontakt gekommen, die ebenfalls Erfahrungen diesbezüglich gesammelt haben?

EB: Ja; mit der ersten Person beim Treffen mit Dr. Hamer in Köln. Die nächste Person, die uns dann durch die ganze Zeit beigestanden ist, als wir wieder in Österreich waren, war eine Dame, die schulmedizinisch im Jahre 1990 aufgegeben worden ist mit dem Hinweis, daß sie nicht mehr lange zu leben hätte. Sie hat dann zufälligerweise am selben Tag das Goldene Buch von Dr. Hamer bekommen. Sie war dann bei Dr. Hamer. Er hat ihr erklärt, daß sie eine Konfliktlösung herbeiführen muß, daß sie nachher vier Monate Heilungsschmerzen haben wird. Das ist alles korrekt eingetroffen so, wie es Dr. Hamer prognostiziert hatte. Das ist mittlerweile sechs Jahre her.

Verteidiger Mag. Rebasso: Wie lange war es damals her, als Sie mit ihr in Kontakt gekommen sind?

EB: Fünf Jahre. Sie war in einem sehr guten Zustand.

Verteidiger Mag. Rebasso: Welche Schlußfolgerungen haben Sie daraus wieder gezogen?

EB: Allein die Erzählungen dieser Dame, die sogar ein vertrautes Verhältnis zu den Therapeuten im Lainzer Krankenhaus aufgebaut hat, weil sie dort immerhin über Jahre behandelt worden ist; als sie dann nach der Heilungsphase wieder zurückgekommen ist, um zu sagen, daß sie noch immer lebt und wie gut es ihr geht, hätten diese Ärzte plötzlich erklärt, daß sie diese Person nicht mehr kennen. Das hat mir verdeutlicht, daß sich die Schulmedizin absolut nicht mit der NEUEN MEDIZIN Dr. Hamer auseinandersetzen möchte. Sie will nicht. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen.

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Verteidiger Mag. Rebasso: Hat das für Ihren weiteren Entscheidungsverlauf subjektiv eine Bedeutung gehabt?

EB: Ja, sicherlich.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sie haben gesagt, Sie sind zur Frau Dr. Rozkydal gekommen, nachdem Sie schon zum ersten Mal bei Dr. Hamer waren?

EB: Nein, direkt vom St.Anna-Kinderspital aus sind wir zur Frau Dr. Rozkydal gegangen.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sie haben gesagt, sie hat zur Chemotherapie geraten?

EB: Sie hat uns gesagt, sie kennt sich mit Wilmstumor nicht aus, sie wüßte auch nicht, wie man das nach Hamer behandelt. Es ist aber so, daß sie keine Kinder, also Minderjährige, nach der NEUEN MEDIZIN behandeln darf und sie uns eben zur Chemotherapie raten muß.

Verteidiger Mag. Rebasso: Aus welchen Gründen rät sie zur Chemotherapie?

EB: Weil sie - das hat sie uns auch in einem Schreiben mitgeteilt, als sie die Behandlung zurückgelegt hat - Sanktionen der Ärztekammer als auch strafrechtliche Konsequenzen befürchten muß. Aus medizinischen Gründen ist es gegen ihre ethische Überzeugung.

Verteidiger Mag. Rebasso: Hat Frau Dr. Rozkydal gesagt, daß das Kind sterben wird, wenn die Chemotherapie nicht durchgeführt wird?

EB: Zu diesem Zeitpunkt nicht.

Verteidiger Mag. Rebasso: Hat sie Alternativen zu einer Chemotherapie aufgezeigt?

EB: Wir haben sie mit unserem Willen konfrontiert, daß wir zu Dr. Hamer wollen. Sie hat selbst auch Erfahrungen mit der NEUEN MEDIZIN bzw. überhaupt mit

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alternativen Therapien gehabt. Sie hat einige Zeit in Japan, im Osten verbracht und gesehen, daß sehr wohl auch andere Krebstherapien funktionieren und eine Chemotherapie nicht das alleinige ist.

Verteidiger Mag. Rebasso: Haben Sie dann noch weitere Ärzte in Österreich konsultiert?

EB: Ja, wir waren dann bei Dr. Leeb in Baden. Das war glaublich am 14.06.1995. Ich habe ihm die CT´s gezeigt. Er sollte seine ärztliche Meinung mitteilen, wie es dem Kind geht. Wir wollten eben auch noch eine andere ärztliche Meinung hören. Dr. Leeb ist praktischer Arzt, der Konfliktlösung nach Dr. Hamer macht. Er ist uns empfohlen worden. Wir waren dann mit Olivia bei ihm. Er hat ebenfalls durch Abtasten eine Schwellung an der Leber festgestellt. Dadurch, daß ein Geschehen an der Leber ist, ist, glaube ich, jedem klar, daß man da nicht direkt zur Chemotherapie raten kann.

Verteidiger Mag. Rebasso: Können Sie noch einmal präzise sagen, was Dr. Leeb festgestellt hat?

EB: Er hat eine Schwellung an der Leber festgestellt. Er hat uns sicherlich nicht zur Chemotherapie geraten. Er hat zu Konfliktlösung nach der NEUEN MEDIZIN geraten.

Verteidiger Mag. Rebasso: Hat er Medikamente empfohlen?

EB: Homöopathische Mittel; das haben so ziemlich alle Ärzte empfohlen, auch Dr. Stangl, der Olivia eigentlich vor Tulln nie gesehen hat.

Verteidiger Mag. Rebasso: Wie war Ihr Kontakt zu Dr. Stangl, den sie vor der Flucht nach Spanien gehabt haben?

EB: Telefonischer Kontakt.

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Verteidiger Mag. Rebasso: Kann man aus diesen Telefongesprächen eine ärztliche Meinung daraus zusammenfassen, die er geäußert hat?

EB: Ich müßte jetzt im konkreten nachschauen. Er hat mir den Tip gegeben, immer bei verschiedenen Radiologen CT´s erstellen zu lassen, damit das nicht auffällt. Dr. Stangl ist Amtsarzt aus Tulln und Obmann der wissenschaftlichen Vereinigung der niederösterreichischen Amtsärzte.

Verteidiger Mag. Rebasso: Haben Sie sonst noch mit Ärzten im Zeitraum vor Spanien Kontakt gehabt?

EB: Ja, mit Dr. Loibner, einem Homöopathen aus der Nähe von Graz. Er hat ebenfalls eine Schwellung an der Leber festgestellt und mir ebenfalls nicht zur Chemotherapie geraten, hat aber empfohlen, daß man versuchen sollte, eine Klinik zu finden, wo eine Operation ohne Chemotherapie möglich wäre. Es hat da Telefonate gegeben, ich war nicht dabei. Er hat mir das dann einmal, als wir bereits in Deutschland waren, mitgeteilt, daß er mit einem Arzt aus einer Klinik in Graz gesprochen hat und daß das ginge. Ich hatte jedoch eine große Skepsis, daß, wenn wir in eine Klinik gehen, dort doch die Chemotherapie gemacht wird.

Verteidiger Mag. Rebasso: Er selbst hat aber einen Weg ohne Chemotherapie aufgezeigt?

EB: Das ist richtig, ja.

Verteidiger Mag. Rebasso: Ist Dr. Loibner auch ein Vertreter der Hamerschen Schule?

EB: Nein. Er kennt Dr. Hamer nur vom Hörensagen. Er kennt sich sicherlich nicht in der NEUEN MEDIZIN aus in dem Sinne, daß er weiß, welche Thesen Hamer hat.

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Verteidiger Dr. Schefer: Sie sprachen über die Sensibilität Ihres Kindes Olivia und sagten, sie war besonders anfällig, jedenfalls nervös, wenn die Mutter nicht da war. Meinen Sie da einen großen Unterschied zu Ihren anderen Kindern oder halten Sie das noch für eine normale Bandbreite, wie sich die Geschwister unterscheiden?

EB: Was ist normal? Es ist uns damals aufgefallen, daß Olivia vehement darunter leidet, daß die Mutter nicht da ist. Es ist uns aufgefallen. Es war bemerkbar. Die momentane Situation, diese Bindung Mutter an Kind, ist durch das Ganze sicherlich um ein Vielfaches gesteigert worden.

Verteidiger Dr. Schefer: Auch vor dem Tatzeitpunkt war das schon feststellbar, nicht erst anläßlich der Krankheit, daß eine besondere Sensibilität im Vergleich zu Ihren anderen Kindern vorliegt?

EB: Ja.

Verteidiger Dr. Schefer: Haben Sie eine Erklärung dafür? Zu welchem Zeitpunkt haben Sie sich darüber Gedanken gemacht?

EB: Eigentlich erst, als uns Dr. Hamer darauf hingewiesen hat, daß das Kind so unter dem Verlust ihrer Mutter leidet, daß es zum Krebs kommen kann.

Verteidiger Dr. Schefer: Vorher haben Sie diese besondere Sensibilität als einen Zustand, der eben so ist, interpretiert?

EB: Das ist richtig.

Verteidiger Dr. Schefer: Fiel Ihnen auf, als Sie sich mit den Vorstellungen von Dr. Hamer befaßt haben, daß ein eklatanter Widerspruch zu der Schulmedizin, zur konventionellen Medizin besteht?

EB: Ja, klar.

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Verteidiger Dr. Schefer: Haben Sie sich gewundert, daß sich Schulmediziner mit dieser eklatant anderen Methode, dieser ihrer Lehre widersprechenden Theorie befassen? Sie haben schließlich mit dem Kind auch Schulmediziner aufgesucht. Ich verstehe darunter jemanden, der ein medizinisches Studium absolviert hat und die Approbation innehat.

EB: Wenn man sich damit auseinandersetzt, wenn man Fälle verifiziert, überprüft - ich habe das ja anhand der Zertifikate gewußt, das waren von Ärzten beglaubigte Überprüfungsergebnisse. Ich bin selbst Techniker. Für mich zählen Fakten, die ich greifen kann.

Verteidiger Dr. Schefer: Sie hatten in der Folge Hoffnung, daß sich Vertreter der NEUEN MEDIZIN nach Dr. Hamer und Schulmediziner an einen Tisch setzen?

EB: Ja.

Verteidiger Dr. Schefer: Sie waren davon überzeugt, daß das möglich wäre?

EB: Ja. Es hat Bestrebungen von Frau Dr. Petrovic gegeben, dann gab es die Help-TV-Sendung mit Prof. Pichler, der damals in der Sendung an der Seite von Dr. Jürgenssen gestanden ist. Es sind Gespräche bezüglich dreier Ärzte der NEUEN MEDIZIN, die wir namentlich genannt haben, und drei Schulmedizinern, gelaufen.

Verteidiger Dr. Schefer: Sie haben geschildert, in Spanien seien Ihnen zwei widersprechende Phänomene an Ihrer Tochter aufgefallen; zum einen ein gutes subjektives Befinden des Kindes, zum anderen wuchs aber der Bauch. Sind diese beiden Phänomene so aufgetreten?

EB: Ich würde nicht sagen, daß der Bauch gewachsen ist. Der schlechteste Moment war sicherlich in Deutschland mit Spiegel-TV. Das war der Moment, wo es

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nach meinem Empfinden Olivia am schlechtesten gegangen ist. Das ist dann wieder besser geworden. Wir sind mit dem Flugzeug nach Spanien geflogen. Olivia ist nicht irgendwie aufgefallen bei den Passagieren. Wir sind durch den Zoll ganz normal durchgegangen.

Verteidiger Mag. Rebasso: Sie haben ein Gespräch im St.Anna-Kinderspital angesprochen zwischen Dr. Mann und einem Pharmavertreter. Was haben Sie aus diesem Gespräch letztlich entnommen, welche Schlußfolgerungen haben Sie daraus gezogen?

EB (zitiert nach Nachschau in seinen Aufzeichnungen): Das Gespräch ging folgendermaßen vor sich: Der Arzt fragt nach den Vorteilen gegenüber dem alten Produkt. Der Vertreter: "Weiß ich nicht, ich müßte nachsehen." Darauf der Arzt: "Aber es ist doch wesentlich, die Vorteile zu kennen." Der Vertreter sagt: "Ich muß mich informieren und werde sie Ihnen nennen." Das Produkt wird aber trotzdem vom Arzt angenommen mit der Bemerkung: "Es liegt nicht in meiner Kompetenz, über die Annahme des Produktes zu entscheiden."

Der Vertreter drängt praktisch dem Arzt ein Produkt auf, von dem er nicht einmal selbst weiß, welchen Vorteil das neue Produkt gegenüber dem alten Produkt hat. Der Arzt sagt, na gut, ich muß es eh annehmen, es bleibt mir eh nichts anderes über. Es ist dann auch zu einem Blickkontakt gekommen. Ich habe mir gedacht, das wird dem Arzt jetzt sicherlich peinlich sein, daß ich das Gespräch ungewollt mitangehört habe. Das war aber nicht der Fall.

Im Arztgespräch selbst haben wir dann auch angesprochen, daß eigentlich immer mit Chemie vorgegangen wird und nie mit irgendwelchen Naturheilmitteln. Das ist ein riesiger Krankenhauskomplex, aber daß man da einmal bei

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Bauchweh einen einfachen Tee bekommt, kommt nie vor. Es gibt immer nur Antibiotika usw.

ARCHIV - 1996
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