Zahlenspiele mit Krebskranken

Süddeutsche Zeitung, 20. Juni 2000

Fälschung in der Forschung
Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 20. Juni 2000, Politik

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft verdächtigt den Freiburger Klinikdirektor Roland Mertelsmann des wissenschaftlichen Fehlverhaltens / Von Holger Wormer

Das Papier ist so brisant, dass manche es am liebsten in der Schublade lassen würden: Die Würzburger „Task Force“ zu Fälschungen in der Forschung prangert unter anderem eine wissenschaftliche Arbeit an, die sich – anders als die meisten verdächtigen Arbeiten – nicht nur mit Grundlagenforschung beschäftigt, sondern mit lebenden Personen. Es geht um 15 Krebspatienten, die 1992 und 1993 an der Universitätsklinik Freiburg mit einer besonderen Art der Chemotherapie behandelt wurden. „Die Analyse ergibt eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten und einen Hinweis auf mögliche Datenmanipulationen“, urteilen die Gutachter in dem noch unveröffentlichten Zusatzprotokoll zu ihrem Abschlussbericht, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Hinweise auf Datenmanipulation
Dabei zählte die 1994 in der Fachzeitschrift Blood erschienene Studie zunächst nicht einmal zu den fragwürdigsten Arbeiten. Der Hauptverdächtige, Friedhelm Herrmann, war daran gar nicht beteiligt, wohl aber jener Klinikchef, dessen Name neben dem Herrmanns auf den meisten gefälschten Arbeiten auftaucht: Roland Mertelsmann.

Nur ehrenhalber Co-Autor
Wegen dieser Zusammenarbeit hat die Task Force zahlreiche Arbeiten Mertelsmanns überprüft, die unabhängig von Herrmann erschienen waren. Nachdem sie dabei auf den ersten Blick keine Fälschungen entdeckten, wählten die Gutachter nach dem Zufallsprinzip fünf Veröffentlichungen aus, um sie genau mit den Originalprotokollen der Studien zu vergleichen. Bedingung: Die Arbeiten sollten aus Mertelsmanns Spezialgebiet stammen – hatte dieser doch die Verantwortung für Fälschungen mit der Begründung abgelehnt, er habe den Inhalt mancher Studien in seiner Abteilung nicht wirklich verstanden oder sei nur ehrenhalber Co-Autor gewesen.

Hochdosis-Chemotherapie

Am 8. Juli 1999 übersandte Mertelsmann den Würzburgern die Protokolle zu einer der ausgewählten Studien, die die Wissenschaftler Lothar Kanz und Wolfram Brugger unter seiner Leitung gemacht hatten. In der Arbeit geht es um die „Hochdosis-Chemotherapie“. Bei dieser Krebsbehandlung, die sich noch im Experimentierstadium befindet, erhalten Patienten eine hohe Dosis von Zellgiften, die Tumore im Körper effektiv abtöten sollen. Vor der Behandlung entnehmen die Ärzte lebenswichtige, Blut bildende Zellen, die durch die Medikamente zerstört würden. Nach der Therapie werden die Zellen wieder implantiert. Mertelsmann, Brugger und Kanz hatten untersucht, wie gut sich Patienten erholen, wenn nur ausgewählte Zellen zurück übertragen werden.

Weniger Patienten als angegeben
In ihrer Arbeit suggerieren die Ärzte, sie hätten 15 mit diesem Verfahren behandelte Patienten mit 13 Personen einer Kontrollgruppe verglichen. „Die Überprüfung der Originaldaten ergab allerdings, dass zu den entscheidenden Teilen nur Messwerte von deutlich weniger Patienten beitragen“, schreiben die Gutachter. Auch die Schlussfolgerung, das verwendete Verfahren sei besonders effektiv, beurteilt man skeptisch. In einem anderen Teil kommen die Gutachter sogar zu dem Schluss: „Die Gesamtumstände legen mit hoher Wahrscheinlichkeit nahe, dass ein bestimmter Zielwert durch Manipulation von Daten erreicht werden sollte.“ Auf der Suche nach Gründen für die unsaubere Arbeitsweise wird in dem Gutachten ein „möglicher Interessenkonflikt zwischen beteiligter Firma und Forschungseinrichtung“ erwähnt. Immerhin sind zwei der Autoren Mitarbeiter der Firma „CellPro“, die für die Freiburger Studie spezielles Labormaterial lieferte.

150 000 Mark pro Patient
Generell ist die Hochdosis-Chemotherapie ein für Firmen wie Kliniken lohnendes Geschäft: Etwa 150 000 Mark pro Patient lassen sich abrechnen – und das, obwohl der Nutzen bei Brustkrebs und ähnlichen Tumoren bezweifelt wird. Die einzige Studie, die einen Vorteil gegenüber der klassischen Chemotherapie zeigte, entpuppte sich im Februar diesen Jahres als Flop: Ein Forscher der Universität Johannesburg hatte gestanden, sie gefälscht zu haben.

Einen solchen Fälschungsverdacht weisen die Autoren der Freiburger Arbeit weit von sich, wenngleich sie inzwischen eine „mangelnde Exaktheit“ und teilweise „unkorrekte Angaben“ einräumen. Diese hätten aber zu „keinerlei Gefährdung von Patienten“ geführt. Bei der Task Force hält man die Mängel dagegen für „relevant“: „Die Publikation sollte zurückgezogen werden.“

Untersuchungsverfahren eingeleitet
Ist die Arbeit aber gleichzeitig ein Beleg dafür, dass Klinikchef Mertelsmann auch von anderen fragwürdigen Vorgängen an der Universität Freiburg wusste? Dazu heißt es in dem Papier der Task Force: Entweder habe man mit der untersuchten Arbeit einen „außergewöhnlichen Zufallstreffer“ gelandet. „Oder aber man wertet es als Hinweis dafür, dass im Umfeld von Herrn Mertelsmann unwissenschaftliches Arbeiten besonders gut gediehen ist.“ Zudem sei Herrmann der wichtigste Partner Mertelsmanns gewesen, dessen internationales Renommee auch auf dieser Allianz beruhe: „Über einige Jahre hinweg ist der Forscher Mertelsmann hinsichtlich seiner publikatorischen Aktivitäten fast identisch mit dem Forscher Herrmann. Es widerspricht jeder Lebenswirklichkeit, dass jemand, dessen berufliche Tätigkeit über einen langen Zeitraum so eng mit einer anderen Person verknüpft ist, nicht registriert, ob die Arbeitsweise des anderen regelgerecht ist oder nicht.” Offiziell erklärte die DFG am Montag, dass nun auch gegen Mertelsmann ein wissenschaftliches Untersuchungsverfahren wegen möglichen Fehlverhaltens eingeleitet wurde.

Obwohl vor der Task Force bereits andere Kommissionen auf eine mögliche Mitverantwortung Mertelsmanns an Fälschungen in seiner Abteilung hingewiesen hatten, hat sich dies in der scientific community offenbar kaum herumgesprochen: Auf dem Deutschen Krebskongress leitete Mertelsmann vor kurzem ein Symposium zur Gentherapie. Und auf einer Tagung im Juli in New York ist er für einen Forschungspreis nominiert.


Anmerkung: Lesen Sie in "Einer gegen alle" nach, dass man erst "Verbrechen" konstruieren musste um Dr. Hamer zweimal ins Gefängnis zu werfen, während die Herren im obigen Artikel ungehindert weiter mit Menschenleben experimentieren dürfen und Preise verliehen bekommen. Die Chemo-Sterberate beträgt 98%.

Historische Anmerkung von H. Pilhar:

  • Merkwürdig ist, daß die hohe Mortalität bei Chemo keinem Onkologen aufgefallen ist!
  • Merkwürdig ist, daß die (meist privaten) Nachrichtenargenturen gerade die Chemo als das Mittel gegen Krebs schlechthin ebenfalls schon immer propagiert haben, völlig kritiklos!
  • Merkwürdig ist, daß sich selbst (demokratisch gewählte) Staaten dazu versteigen, Kinder dieser Chemo zwangsweise zuzuführen.
  • Merkwürdig ist, daß mögliche Interessen-Kollisionen zwischen (privater) Pharmawirtschaft und Patienten einer handvoll Forschern zu glätten überlassen werden.
  • Merkwürdig ist, daß der größte Chemo-Caust aller Zeiten mit nahezu einer Milliarde Chemo-Opfer weltweit in den vergangenen 2 Jahrzehnten, durch das Fehlverhalten von ein paar Forschern verursacht sein soll?

Das klingt etwas merkwürdig einfach!

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