Aegis: Novartis-Professur
AEGIS IMPULS, 3/2000
"Novartis-Professur" für Universität Bern
Am 31. Juli hat die Nachrichtenagentur SDA folgende Meldung publiziert:
Novartis will an der Universität Bern für zehn Jahre eine Medizinprofessur finanzieren. Der Basler Pharmakonzern stellt dafür 2,5 Millionen Franken bereit. Der Vertrag sollte in der zweiten Augusthälfte unterschrieben werden. Der heutige Lehrstuhlinhaber, Rolf Adler, habe das Sponsoring dank persönlichem Kontakt mit Novartis Chef Daniel Vasella vermittelt, sagte der Rechtskonsulent der Universitätsleitung und bestätigte einen Artikel des "Bunds". Die Unabhängigkeit von Lehre und Forschung sei gewährleistet. Der Stelleninhaber würde die gleichen Rechte und Pflichten wie seine Kollegen haben. Einziger Unterschied sei die Quelle des Lohns und die Bezeichnung "Novartis-Professur".
Waren Sie bisher der Meinung, unsere Pharmakonzerne beherrschen die medizinischen Universitäten sowieso? Wie Sie sehen, kann die Beeinflussung noch gesteigert werden. Man darf sich jetzt offiziell dazu bekennen, als Pharmahersteller zukünftige Mediziner auszubilden. Interessant wäre zu erfahren, wie man die "Unabhängigkeit von Lehre und Forschung" in der Praxis, d.h. im Hörsaal, tatsächlich gewährleisten kann und will. Die Pharma und ihre nebenwirkungsreiche Therapie ist ihrer Anlage nach auf Wachstum angewiesen. Diese kann auf Dauer nur durch die Konsequente Verhinderung der Aufnahme der Erfahrungsmedizin in die Lehrpläne der Universitäten gesichert werden. Die sanfte, seit Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden erfolgreiche Erfahrungsmedizin wird mit allen Mitteln unterdrückt. Zu bedenken ist, daß die Heilungsquote von Paracelsus, damals vor über 500 Jahren, höher war als die der heutigen Schulmedizin. Das wurde geflissentlich verschwiegen, als vor einigen Jahren die schulmedizinische Welt den 500sten Geburtstag des Vaters der heutigen Schulmedizin feierte.
Es ist an uns allen, die Ärzte eines Besseren zu belehren. Die Euphorie über die scheinbare Allmacht hochentwickelter Technologien ist einer merklichen Skepsis und Verunsicherung gewichen. Unsere kritischen Fragen, die Wahrnehmung eigener Verantwortung, sind ein erster Schritt auf dem langen Weg zum dringend nötigen Wandel in der Ausbildung und im Gesundheitswesen überhaupt.