Vor 1981 - Kurzer Überblick
- 17.05.1935: Geboren in Mettmann bei Düsseldorf, als dritter von 6 Jungen.
- 1953: Abitur in Krefeld, danach Studienbeginn der Medizin, Evangelischer Theologie und Physik in Tübingen.
- 1957: Magister der Theologie in Erlangen, Heirat mit Sigrid Oldenburg, die in den folgenden Jahren 4 gesunde Kinder, 2 Jungen und 2 Mädchen, zur Welt bringt.
- 1959: Am 11.03. wird Sohn Dirk geboren.
Med. Staatsexamen in Marburg.
Danach Assistenzarzt in der Frauen- und Poliklinik Gießen – und in Tübingen: in der Chirurgie, Neurochirurgie, Psychiatrischen, Medizinischen und Neurologischen Klinik. - 1961: Mit 26 Jahren bekommt er seine Approbation.
- 1963: Er erhält an der Universität Tübingen den Grad eines Doktors der Medizin.
- 1972: Er bekommt die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin.
Er macht mit einigen Patenten auf sich aufmerksam: Er entwickelt eine sich den Körperformen anpassende Massage-Liege, ein Gerät zur transkutanen Serumdiagnostik, eine Spezial-Knochensäge und das in 20-facher Schärfe einer Rasierklinge schneidende Hamer-Skalpell.
- 1976: Dr. Hamer zieht mit seiner Familie nach Rom.
Ein Traum sollte wahr werden: Dr. Hamer und seine Frau wollten eine Praxis für arme Leute in den Elendsvierteln von Neapel eröffnen, um dort Kranke kostenlos zu behandeln. Als finanzielle Basis sollten die Patente und Grundstücke dienen.
Zum 20. „Verlobungstag“ rief er seiner Sigrid die Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit ins Gedächtnis, in dem von ihm selbst verfassten Liebeslied "Mein Studentenmädchen". - 18.08.1978: Am Morgen um 3:00 Uhr wird Dirk Hamer, Sohn von Ryke Geerd Hamer, vor Cavallo/Korsika – auf dem Boot Mapagia schlafend – von Prinz V. E. von Savoyen erschossen. Fast vier Monate lang dauert der Todeskampf.
- 07.12.1978: Dirk stirbt in den Armen seines Vaters in der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. Dr. Hamer: „Der schwärzeste Tag in meinen Leben. … Wie ich heute weiß, erlitt ich damals einen Verlustkonflikt mit Hodenkrebs“.
- 1979: Dr. Hamer liegt nach 2 Operationen schwerkrank darnieder. Laut Schulmedizin nach Peritoneal-Tbc nur noch weniger als 1% Überlebenschance. Zu dieser Zeit bekommt er Besuch von Herrn Pütz Siedel (Chefredakteur "Bunte") im Auftrag der Familie Savoyen, um einen Verzicht Dr. Hamers auf seine Nebenklägerschaft zu erreichen. Es wird damit gedroht, andernfalls ihn und seine Familie aus Rom zu vertreiben, seinen Ruf vollständig zu vernichten, ihn finanziell zu ruinieren und ihn notfalls zu töten. Dr. Hamer lehnt ab.
Einbruch in die Wohnung der Familie Hamer in Weiterstadt: es werden fast alle privaten Dokumente geraubt. Es war offensichtlich, dass hier belastendes Material gefunden werden sollte, mit der die Familie Hamer erpresst werden könnte. Die Einbrecher verfügten über eine Visitenkarte des Rechtsanwaltes Gaub, deutscher Anwalt der Familie des Prinzen von Savoyen und enger Freund von Franz Josef Strauß.
Dr. Hamers Patente werden blockiert.
Die Familie wird mit Polizeigewalt aus ihrer Wohnung in Rom vertrieben.
***
Zwei Jahre nach dem Tod von Dirk
Schwarzwald, 7. Dezember 1980, 17 Uhr
Dirk - mein Sohn
Heute vor zwei Jahren war der schwärzeste Tag meines Lebens, die schwärzeste Stunde meines Lebens! Mein geliebter Dirk ist in meinen Armen gestorben. Nichts vorher und nichts nachher war so grauenhaft, so unsagbar vernichtend wie diese Stunde. Ich habe gemeint, es würde vielleicht langsam nachlassen, dieses Gefühl der Ohnmacht, des Verlassenseins, der unendlichen Traurigkeit. Aber es wird noch immer stärker. Ich kann nicht mehr der sein, der ich war.
Mein armer Sohn, was hast Du durchgemacht, was hast Du gelitten, ohne je mit einem Wort zu klagen. Was hätte ich darum gegeben, hätte ich an Deiner Stelle sterben dürfen. Jede Nacht stirbst Du aufs neue in meinen Armen, 730 Nächte bist Du seither bei mir gestorben, und immer wollte ich Dich nicht loslassen aus meinen Armen und immer zog Dich das grausige Verhängnis. Ohnmächtig stand ich noch jedesmal zum Schluß und hab geheult wie vor zwei Jahren, so hemmungslos und fassungslos geheult wie damals zwischen all den schwerkranken Patienten und den abgestumpften, rohen und unbarmherzigen Ärzten und Schwestern, die mich nur zum Sterben noch zu Dir gelassen haben.
Du wunderbarer Junge, bist gestorben wie ein König, stolz, groß und doch so lieb, trotz aller Qualen, trotz aller Schläuche in allen Venen, Arterien, trotz Intubations-Schlauch1, trotz furchtbarem Decubitus2. Die Niedertracht und Bosheit Deiner Peiniger hast Du nur mit einem Kopfschütteln abgetan:
„Papa, sie sind böse, sehr böse."
In den letzten Tagen hast Du nur noch mit den Augen gesprochen, aber ich habe jedes Wort von Dir verstanden. Hast Du auch alles verstanden, was ich Dir noch zuletzt gesagt habe, daß Papa und Mama Dich unendlich liebhaben und daß wir immer zusammenbleiben werden und alles gemeinsam machen werden? Und daß Du jetzt ganz stark sein mußt und einen langen Schlaf machen mußt? Du hast genickt, und ich bin sicher, Du hast alles verstanden, trotz Deines Todeskampfes.
Nur einmal, als Du schon Deine Augen geschlossen hattest und meine Tränen auf Dein Gesicht tropfen fühltest und mich weinen hörtest, hast Du ein bißchen unwillig mit dem Kopf geschüttelt. Wolltest Du mir sagen:
„Papa, du sollst nicht weinen, wir bleiben doch immer zusammen!"
Ich schäme mich nicht, mein Junge, vor keinem Menschen. Ich weine so oft, wenn niemand mich sieht. Sei mir nicht böse. Ich weiß, Du hattest Deinen Vater noch niemals weinen gesehen. Aber jetzt bin ich auch Dein Lehrling und bin traurig-stolz auf Dich, mit welcher Würde Du uns durch das große Tor des Todes vorausgegangen bist. Aber auch solch ein Stolz kann meine Verzweiflung nicht stillen, wenn Du jede Nacht aufs neue in meinen Armen stirbst und mich verzweifelt zurückläßt.
1 - Intubation = Einführen eines Spezialtubus in die Trachea oder einen Hauptbronchus
2 - Decubitus = 'Darniederliegen'; Mangeldurchblutung aufgrund chronischer, örtlicher Druckwirkung (Bettlägerigkeit)
Copyright by Dr. med. Ryke Geerd Hamer
Begräbnis von DIRK Geerd Hamer am 16. Dezember 1978
Presseberichte österreichischer Tageszeitungen 1978
Wiener Zeitung, 19. August 1978
Prinz schoß auf Studenten
Prinz Viktor Emanuel von Savoyen (41 Jahre), der Sohn des letzten Königs von Italien, hat am Freitag im Hafen der Insel Cavallo südlich von Korsika einen 19 Jahre alten deutschen Studenten angeschossen und schwer verletzt. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Neunzehnjährige, der in Rom studiert, in der Leistengegend getroffen. Sein Zustand wurde als ernst bezeichnet. Der Prinz erklärte zu dem Vorfall, er habe den Studenten für den Dieb seiner Jacht gehalten.
Die Presse, 21. August 1978
Italienischer Königssohn auf Korsika verhaftet
AJACCIO (ap). Die Verhaftung des 41jährigen Prinzen Victor-Emmanuel von Savoyen sorgte am Wochenende auf Korsika für ungeheures Aufsehen. Der Sohn des bei Lissabon im Exil lebenden italienischen Exkönigs Umberto – Prinz Victor-Emmanuel seinerseits wohnt normalerweise mit seiner Frau Maria, eine ehemaligen österreichischen Skimeisterin, in der Schweiz – hatte am Freitag einen 19jährigen Deutschen durch einen Gewehrschuß schwer verletzt.
Victor-Emmanuel von Savoyen war, seiner Aussage zufolge, auf seiner vor seinem Ferienhaus in Südkorsika liegenden Jacht durch ein Geräusch geweckt worden. Dabei will er gesehen haben, wie das Beiboot seiner Jacht an einem anderen Schiff befestigt wurde. Er habe, erklärte der Königssohn dem Untersuchungsrichter, in einem Ruderboot die andere Jacht verfolgt und dazu ein – zum Schutz vor Terroristen in seinem Besitz befindliches Gewehr – mitgenommen.
Einer der vermeintlichen Bootsräuber sei zu ihm herüber gesprungen. Im Zuge des Handgemenges habe sich ein Schuß gelöst, der den 19jährigen Studenten Dirk Geerd Hamer aus Marburg an der Lahn in den Unterleib traf.
Während der internationale Jet-set auf die Verhaftung mit Bestürzung reagierte, spottete der Mailänder „Corriere della Sera“: „Prinz Victor eröffnet Jagdsaison um einen Tag zu früh!“
Kurier, 22. August 1978
Opfer des Prinzen ringt mit dem Tod
Der 19jährige Student Dirk Geerd Hamer liegt nach einer Schußverletzung durch Prinz Victor Emanuel von Savoyen im Sterben. Wie berichtet, war der Student bei der zu Korsika gehörenden Insel Cavallo vom Sohn des letzten italienischen Königs Umberto II. angeschossen worden, nachdem die beiden um ein Beiboot Savoyens gestritten hatten. In einem Krankenhaus von Marseille mußte dem 19jährigen ein Bein amputiert werden. Er ist an einer künstlichen Niere angeschlossen und ringt mit dem Tode. Der Hauptzeuge hat sich bereits gemeldet.
Kurier, 27. August 1978
Der Prinz griff zur Waffe
Auch zwischen Italienern und Deutschen klappte die Verständigung schlecht. Diesmal war’s kein kalter Kaffe, sondern ein fehlendes Beiboot, aber der Anlaß war wie vorhin banal: Jedenfalls griff der Jachtbesitzer Prinz Victor Emanuel von Savoyen, Sohn des letzten Italienischen Königs Umberto II., vor Korsika zur Waffe. Er zielte mehrmals auf den 19jährigen deutschen Urlaubsgast Dirk Geerd Hamer und streckte ihn nieder. Dem jungen Mann wurde im Krankenhaus Marseille ein Bein amputiert. Savoyen sitzt in einer Einzelzelle. Aber in welcher! Letzten Berichten zufolge wird er mit Pasteten und ausgesuchten Weinen verwöhnt.
Die Presse, 27. August 1978
Prinz von Savoyen auf freiem Fuß
Der italienische Prinz Victor Emanuel von Savoyen (41 Jahre), der vor einer Woche auf Korsika einen 19jährigen Deutschen mit einem Gewehrschuß schwer verletzt hatte, ist am Samstag vom zuständigen Untersuchungsrichter in Ajaccio bis zum Prozeßbeginn auf freien Fuß gesetzt worden.
Der Sohn des letzten italienischen Königs hatte bei einem Streit um ein Boot im Hafen der südkorsischen Insel Cavallo den unbeteiligten Studenten Dirk Geerd Hamer angeschossen und so schwer verletzt, daß ihm in Marseille das rechte Bein amputiert werden mußte.
1979
Münchner Detektiv- u. Überwachungs-Institut
Friedrich Spohrer
Rechtsanwalt
Hansjoachim Gaub
Bericht zur Akt Nr. 2471/Dr.G! - Sy
laut Auftrag vom 19.4.79 bzw. 24.4.79
München [Datum…]
Betreff: Ermittlung in Sache "Dr. Geerd Hamer"
28.5.79
6.00 Abfahrt in München-Heidelberg an im Hotel Central 11 Uhr.
In der Uni-Klinik nach dem Prof. Röhl und Dr. Linder durchgefragt.
Herrn Dr. Röhl nur kurz auf dem Gang gesprochen und er versprach mir für morgen, den 29.5.79, einen Termin in mein Hotel durchgeben zu lassen. Anschließend versuchte ich in der Rechnungsstelle der Chirurgie über die Rechnung an Dr. Hamer etwas zu erfahren. Über einige Umwege kam ich an Herrn Schwegele, der sich an den Fall Dr. "Hamer sehr gut erinnern konnte und mir vertraulich folgendes berichtete.
Presse 1979
BUNTE, 19.07.1979
Birgit Hamer: Ein deutsches Mädchen erobert Rom
So lernte Birgit wieder lachen
Ihr erster Spielfilm „Ich liebe, ich liebe nicht“ brachte ihr bisher keinen Ruhm. Bekannt wurde Birgit Hamer durch ihre private Rolle als rächende Schwester, nachdem ihr Bruder vor einem Jahr von Prinz Viktor Emanuel von Savoyen erschossen wurde. Die zwanzigjährige Birgit hat inzwischen fast zwölf Monate für Gerechtigkeit gekämpft. Immer wieder klagte sie den Prinzen an, verlangte einen Prozeß, appellierte an die Öffentlichkeit. Erst in den letzten Wochen ist es still um sie geworden. Birgit hat bei dem Freund ihres Bruders Trost gefunden. Er heißt Nicky Pende, ist noch mit der Schauspielerin Stefania Sandrelli verheiratet und als Playboy verschrien. Aber immerhin hat er Birgit wieder zu einem lachenden, fröhlichen Twen gemacht. Schmusend sitzen die zwei in Roms Diskotheken. Nur manchmal kommt das Gespräch noch auf die Tragödie. Dabei war Nicky, der Sohn eines reichen Modearztes, eigentlich der Anlaß zu den Schüssen gewesen. Ohne zu fragen hat er sich auf der Insel Sola de Cavallo das Schlauchboot des italienischen Kronprinzen ausgeliehen und war damit zu seiner Jacht gerudert. Dieser „Diebstahl“, erklärte der Prinz später, hätte ihn so rasend gemacht, dass er zum Gewehr griff und schoß. Auch wenn Birgit heute Trost bei Nicky findet, vergessen wird sie nie, was letzten Sommer geschah.