Der Standard: Hamersche Herde
Der Standard, 22.08.1995
Ärzte fanden "Hamersche Herde" im Gehirn
Vier Mediziner stellen Zertifikat aus, zweifeln seine Behandlungsmethoden aber an
Andreas Feiertag
Wien/Köln – "Die angeforderten Belastungsmaterialien sind erst vergangenen Donnerstag eingelangt.", erklärt Wolfgang Weber von der Kölner Staatsanwaltschaft den Stand des Ermittlungsverfahrens gegen Ryke Geerd Hamer. Eventuelle rechtliche Schritte gegen den mit Berufsverbot belegten Begründer der "NEUEN MEDIZIN" und "Vertrauensarzt" der Familie der krebskranken Olivia Pilhar könnten daher erst gegen Ende dieser Woche ins Auge gefaßt werden.
Andere unterstützen Hamers Theorien hingegen. In einem "medizinischen Zertifikat" vom 9. Dezember 1988, bestätigen vier Mediziner die von Hamer aufgestellte "Eiserne Regel des Krebses": "Es wurden sieben Patienten untersucht. Die Untersuchung hatte den ausdrücklichen Zweck festzustellen, ob alle Krankheitsbilder und Krankheitsverläufe dieser Patienten, die an Krebs, Multipler Sklerose oder Krebsäquivalenten (Morbus Crohn u.a.) erkrankt waren, eindeutig nach der Eisernen Regel des Krebses verlaufen waren."
Alle untersuchenden Fachärzte kamen zum Ergebnis, daß diese Theorien Hamers reproduzierbar sei. "Nicht jedoch seine Behandlungsmethode, die in der alleinigen Konfliktbewältigung besteht", bestätigte Universitätsprofessor Jörg Birkmayer, Krebsspezialist, Biochemiker und Mitunterzeichner des "Zertifikates" dem Standard.
Die "Eiserne Regel" besagt, daß der Tumor durch einen Konflikt hervorgerufen wird und sich als "Hamerscher Herd" im Gehirn manifestiert. Allerdings sei auch durch diese Bestätigung Hamers Theorien nicht bewiesen, der Zusammenhang zwischen Krebs und Psyche sei bekannt, nur die Hamerschen Herde seien neu – falls tatsächlich ein kausaler Zusammenhang bestehe. Zudem habe Birkmayer über seinen Anwalt Hamer mehrmals aufgefordert, dieses Papier nicht aus den Händen zu geben.