Olivia Pilhar: Aktenvermerke des Vaters
AKTENVERMERK
17.9.1995, 22 Uhr
von: Helmut Pilhar
wegen: Olivia – Operation
Nachdem ich telefonisch von meiner Frau verständigt wurde, daß trotz der Erkältung Olivias und obwohl sie am Abend noch zu Essen bekam, um ca. 21.30 Uhr der Oberarzt Dr. Pomberger ihr mitgeteilt habe, daß morgen um 6 Uhr in der Früh mit der Operationsvorbereitung begonnen wird, habe ich eben Dr. Pomberger angerufen um näheres zu erfahren.
Über Befragung erklärte Herr Dr. Pomberger:
- Der genaue Operationszeitpunkt steht noch nicht fest.
- Olivias Gesundheitszustand wäre trotz der derzeitigen Verkühlung ein guter, sie ist operationstauglich.
- Wie die Operation vor sich gehen wird, was herausoperiert werden soll, könne er mir nicht sagen.
- Er werde mir nicht mehr sagen als er meiner Frau schon gesagt hat.
- Wer mir zu diesen wichtigen Fragen etwas sagen könne, wolle er mir auch nicht sagen.
- Von wem er Order habe und wer ihm von der Operationsvorbereitung gesagt habe, wollte mir der Arzt auch nicht Auskunft geben.
- Meine Bitte mich zu erwarten und die Frage, wie lange er heute noch anzutreffen sei, beantwortete der Arzt, er sei für mich nicht zu sprechen, er wisse auch nicht, wo er in einer Stunde sei.
Das Telefonat habe ich in Anwesenheit mehrerer Zeugen geführt.
Helmut Pilhar
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AKTENVERMERK
17.9.1995, 22.30 Uhr
von: Helmut Pilhar
wegen: Olivia Operation – Telefonat mit Dr. Horcher
Aufgrund der Vorkommnisse in der letzten Stunde habe ich jenen Arzt angerufen von dem ich erfahren habe, daß er angeblich als Operateur vorgesehen ist. Es sei dies Dr. Horcher. Ich erreiche ihn in Perchtoldsdorf unter der Nummer xxxxx.
Es meldet sich ein Herr, ich stellte mich vor und erklärte, mit Dr. Horcher sprechen zu wollen. Der Herr reagierte ungehalten und ich bemühte mich zu klären, ob er Dr. Horcher sei, was er dann bejahte. Er habe mit mir nichts zu sprechen, es sei ungehörig, ihn so spät zu stören. Ich erwiderte, "das sagen Sie mir, wo ich vor einer halben Stunde erfahren habe, daß mein Kind operiert wird?"
Dr. Horcher behauptete daraufhin, es sei in Anwesenheit mit mehreren Ärzten die Operation mit meiner Frau besprochen worden und sie sei einverstanden. Ich erwiderte, daß dies nicht stimmt. Dr. Horcher bestand darauf, daß dies so sei. Ich fragte dann nach der Art der Operation. Antwort: "Darum muß ich mich kümmern." Erst als ich auf eine konkrete Antwort bestand, erklärte Dr. Horcher, meine Frau habe ihn bereits gebeten, die funktionierende Niere soweit als möglich zu erhalten (vermutlich wird jetzt dieser Wunsch und die Resignation meiner Frau, daß sie nichts gegen den Willen der Ärzte erreichen kann, als Einverständnis zur Operation umgemünzt).
Er glaubt, daß die Niere komplett entfernt wird, aber er wird sehen was er tun kann.
Ich betonte eindringlich, daß weder meine Frau noch ich diesem übereilten Eingriff zustimmen. Sagte er vorher noch in einer Passage, daß meine Meinung für ihn nicht relevant sei, stellte er nun doch in Aussicht, die Frage der Operation und des Termins nochmals zu überlegen und zu erörtern, eventuell den Termin zu verschieben. Es kann aber sein, daß trotzdem morgen operiert wird.
Vorher sagte der Arzt noch über Vorhalt, ich sei deswegen den Erörterungen nicht beigezogen worden, weil ich nicht anwesend gewesen sei.
Ich rufe sofort meine Frau an. Diese erklärt ausdrücklich niemals eine Einverständniserklärung abgegeben zu haben. Es ist daher offenkundig, daß allein daß sie sich in Gespräche mit den Ärzten eingelassen hat, ihr jetzt als Zustimmung ausgelegt wird.