Angelo Amstutz: Eltern an Engert
Hanspeter und Daniela Amstutz
Obere Wiese 2
CH-6020 Emmenbrücke
Tel./ Fax: 0041/ 41/ 280 34 44
Emmenbrücke, den 12.12.97
Herrn
Prof. Dr. med. J. Engert
Kinderchirurgische Klinik Marienhospital
Widumer Straße 8
D-44627 Herne
Herr Engert,
bestimmt mögen Sie sich noch an uns erinnern. Ich hoffe sogar sehr, daß Sie uns nie mehr in Ihrem Leben vergessen werden.
Beim Durchschauen unserer Akten über Angelo, bin ich wieder auf Ihren Brief vom 27.12.96 gestoßen. Als ich diesen durchgelesen habe, konnte ich es nicht unterlassen, Ihnen doch einige meiner Gedanken über Sie mitzuteilen. Es ist jetzt ein Jahr vergangen seit dieser schrecklichen Geschichte.
Unser Sohn wurde damals von Prof. Stemmann telefonisch bei Ihnen eingewiesen. Er sagte, daß er selbst mit Ihnen gesprochen habe. Wieso streiten Sie das ab? Sprechen Sie doch selber mit ihm. Es stimmt, daß ich Ihnen am Telefon gesagt habe, daß Sie ein Einweisungsschreiben bekommen werden, doch als Prof. Stemmann sagte, daß er das mit Ihnen telefonisch abgemacht habe, war für uns die Sache erledigt.
Des weiteren beschimpfen Sie Dr. Hamer als Unperson, "Herrn" (abschätzig in Anführungs- und Schlußzeichen) und als diabolischen Berater. Hat dieser Dr. Hamer Sie nur einmal unhöflich behandelt? Nein! Er hat Sie sogar sehr geachtet. Auch nach Ihrer schrecklichen Tat hat er Sie noch höflich behandelt. Ich sag Ihnen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt hätte sprechen können, dann hätten Sie wahrscheinlich mich als Unperson betitelt, aber mit Grund.
Als dann Weihnachten kam, wollte ich nicht einmal einen Christbaum haben. Doch wir haben ja noch andere Kinder, und für sie versuchten wir doch eine besinnliche Weihnachtsfeier zu gestalten. Als ich dann den Weihnachtsbaum schmückte, mußte ich merkwürdigerweise immerzu an Sie denken, nicht haßerfüllt, sondern aus Mitleid. Ich dachte, wie muß sich ein Mensch fühlen, der eine solch schreckliche Tat vollbracht hat?! Kann er diese Tat ein Leben lang mit sich tragen? Kann er überhaupt noch mit gutem Gewissen schlafen? Hat er überhaupt ein Gewissen? Hat er aus eigener Entscheidung so gehandelt, oder hat man ihm befohlen, Angelo müsse sterben, damit wieder ein Beweis für die Richtigkeit der NEUEN MEDIZIN vernichtet wird? Hat er einfach einen Kunstfehler gemacht, indem er die Arterie viel zu nahe an der Niere durchgeschnitten hat, und somit die Blutung nicht mehr stillen konnte? Warum hat er wie im Wahn einfach weiter operiert, obwohl Angelo schon mehrere Herzstillstände hatte? Warum hat dieser Mann so gehandelt? Wurde er unter Druck gesetzt, oder wollte er einfach beweisen, daß nur er als Schulmediziner recht hat, und ja nicht Dr. Hamer?
Nach all diesen Gedanken hatte ich wirklich nur noch Mitleid mit Ihnen, Herr Engert! Wenn Sie wirklich nach bestem Gewissen (falls eines vorhanden ist) gehandelt haben, dann können Sie damit gut leben. Trifft jedoch nur eine meiner Verdächtigungen zu, dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich, als Mutter verurteile Sie nicht. Dazu habe ich kein Recht. Diese Aufgabe steht einer höheren Macht zu, und der vertraue ich voll und ganz. Ich möchte Ihnen aber auch sagen, daß Sie sich glücklich schätzen können, daß ich dieses Vertrauen habe. Sie wissen ja, was in der Tierwelt eine Mutter macht, wenn man ihren Jungen etwas antun will. Ich war nahe daran zu diesem Zeitpunkt, das kann ich Ihnen sagen.
Wir Menschen könnten sehr viel von der Biologie der Tiere lernen. Doch unterscheiden wir uns von Tierwelt (jedenfalls ein großer Teil) durch geistiges Wissen. Dazu gehört auch, daß wir uns für all unsere Taten irgend einmal verantworten müssen, dazu stehe ich, und dazu sollten auch Sie stehen. In diesem Sinn hat Ihnen auch Dr. Hamer ein sehr anständiges Angebot gemacht.
Wenn Sie offen und ehrlich mit uns allen diesen Fall nochmals durchgegangen wären, wenn Sie zu Ihren Fehlern gestanden wären, hätte ich Ihnen keinen Vorwurf mehr gemacht.
Vor Menschen, die Fehler offen eingestehen können, habe ich große Achtung. Kommen aber so verzweifelte Aussagen, wie Sie in diesem Brief an uns geschrieben haben, dann wird mir übel.
Sie wissen ganz genau, daß niemand gesagt hat, man solle Angelo von hinten (Wirbelsäule) operieren. Halten Sie uns eigentlich für blöd? Man benötigt keine großen anatomischen Kenntnisse, um zu wissen, daß man nicht durch die Wirbelsäule operieren kann. Es war immer von einem Flankenschnitt rechts die Rede, und zwar damit Sie sich nicht durch das Peritoneum, die Därme, das Gekröse, usw. durcharbeiten mußten.
Herr Engert, Sie haben mir das fest versprochen, wir haben uns sogar darauf die Hände gegeben. Wenn Sie von der rechten Flanke her operiert hätten, wäre Angelo nicht länger als ein bis zwei Stunden in Narkose gewesen. Kommt noch dazu, daß Sie oder Ihre Kollegen zwei Stunden brauchten, um den Zentralvenenkatheter zu setzen. Was war da eigentlich passiert? Der Verdacht liegt sehr nahe, daß Sie bei dieser Tätigkeit einen Pneumothorax gesetzt haben. Dies wäre doch eine absolute Kontraindikation für eine solche Operation, oder nicht?
Natürlich können Sie sagen, daß ich Ihnen da etwas unterstellen wollte. Doch fragen wir uns alle, warum Sie die Thoraxaufnahmen nicht ausgehändigt haben, mit der Ausrede, diese seien nicht mehr im fahrbaren Rö-Apparat gespeichert. Ich verlangte diese Bilder kurz nach der Operation. Zu diesem Zeitpunkt waren die Aufnahmen sicher noch vorhanden. Doch Sie haben unsere Bitte immer wieder hinausgeschoben, bis die Bilder wahrscheinlich wirklich nicht mehr gespeichert waren.
Was haben Sie zu verbergen? Jeder logisch denkende Mensch muß doch da merken, daß etwas faul ist.
Wissen Sie, Angelo's Geschichte ist schon schwer im Umlauf. Es gibt darüber Informationsblätter. In diesen Dokumentationen habe ich nur Fakten aufgeschrieben, die Schlüsse daraus kann jeder Leser selber ziehen. Es ist jedoch erstaunlich, daß sich eigentlich alle Leser einig sind: Angelo wurde auf dem Altar der Schulmedizin geopfert! Warum haben Sie uns das angetan, warum nur? Wieviele Opfer muß es noch geben, nur weil man die Neue Medizin so unterdrücken will?! Wenn Sie Angelo nach den Aspekten der NEUEN MEDIZIN operiert hätten, würde er noch leben, das weiß ich. Er wäre auch der lebende Beweis gewesen, daß Olivia Pilhar aus Österreich zu unrecht zwangstherapiert wurde. Die österreichische "Rechtsjustiz" und die Schulmedizin hätten jedoch ihr Gesicht vor der ganzen Welt verloren.
Wir haben vor Ihnen einige Chirurgen angefragt betreff Angelo's Operation. Sie sagten uns zu, doch als sie erkannten, daß Angelo ein Parallelfall zu Olivia ist und diese Operation sehr wichtig gewesen wäre für die Neue Medizin, sagten sie uns einige Tage darauf einfach wieder ab.
Sie, Herr Engert wußten das nicht, bis Sie den Ordner (der die ganzen Krankengeschichten von Olivia und Angelo beinhaltete) von Dr. Hamer ungerechterweise an sich nahmen und darin gelesen haben. Dr. Hamer hätte Ihnen diesen Ordner nie gegeben, obwohl Sie dies am Telefon behaupteten. Warum diese Lügen?
Es stimmt, daß ursprünglich geplant war, daß ich bei der Operation dabei sein sollte. Dies aber nur auf Anraten von Dr. Hamer. Er wollte es so. Doch habe ich es (leider) nicht fertig gebracht, bei meinem eigenen Kind diese Operation mit zu erleben, zumal ich auch nicht meinen Mann habe alleine warten lassen wollen vor dem Operationssaal. Es ist also nicht so wie Sie schreiben, daß Dr. Hamer mir abgeraten hat, dabei zu sein, im Gegenteil. Es stimmt auch nicht, daß wir uns nur auf Dr. Hamers Aussagen stellen können, denn es war ja auch noch ein weiterer, sehr vertrauenswürdiger Zeuge dabei, und zwar Herr H. Baumann, der ja eigentlich die ganze Operation auf Video aufnehmen sollte (so wurde es abgemacht), und es ihm dann plötzlich verboten wurde. Warum nur?
Sie beschuldigen uns und unseren "diabolischen" Berater (Dr. Hamer), daß wir am Tod von Angelo verantwortlich sind, weil wir eine Chemotherapie (durch den Rat von Dr. Hamer) ablehnten. Ich möchte Ihnen aber sagen, daß wir zur Zeit der Chemo-Ablehnung Dr. Hamer noch gar nicht gekannt haben. Für diese Entscheidung hätten wir nicht einmal die Neue Medizin kennen müssen. In meiner langjährigen Tätigkeit als Arztgehilfin hat kein Chemopatient länger als zwei Jahre überlebt. Ich habe mich viel mit diesen Menschen unterhalten, aber jeder sagte, dass diese Leidenszeit die Hölle auf Erden war, und keiner hätte sich noch einmal freiwillig eine solche "Therapie" verpassen lassen. Laut einer Studie der Universitätsklinik Heidelberg sind nach sieben Jahren 98% aller Chemopatienten gestorben....und Sie werfen uns vor, wir hätten Schuld am Tod unseres Sohnes.
Herr Engert, das Leben von Angelo lag in den Händen eines gewissenhaften Chirurgen, doch den haben wir leider nie gefunden!
Ich hoffe sehr, daß Sie mit Ihrem Gewissen ins Reine kommen, und für mich hoffe ich, daß ich niemanden zu Unrecht verdächtige. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Adventszeit.
Daniela Amstutz
Kopie an:
Dr. med. R. G. Hamer, Köln