Tages-Anzeiger: Bazillen heilen
Tages-Anzeiger, 16. Juni 1998
Tuberkulosebazillen entfalten heilende Wirkung
Medizinisches Kuriosum: Blasentumoren werden mit einem Tuberkulose-Impfstoff behandelt – mit Erfolg.
Der Arzt Raymond Pearl hatte bereits 1929 anläßlich einer Autopsie-Studie das eigenartige Phänomen beobachtet: Tuberkulose-Kranke litten seltener unter Krebserkrankungen als die Personen in der Vergleichsgruppe. Zwar konnten später andere Forscher in Tierversuchen zeigen, daß sich unter der Behandlung mit den abgeschwächten Tuberkulose-Bazillen BCG, wie sie als Impfstoff eingesetzt werden, die Tumoren verkleinerten. Doch erst 1976 wurde dann in Kanada ein Patient mit Blasenkrebs (Tabelle: g29; r.r. + l.a.5) gezielt und erfolgreich mit BCG behandelt. Aber selbst heute ist das Phänomen nicht vollständig geklärt. Man nimmt an, daß in der Blase sowohl eine entzündliche wie auch eine immunologische Reaktion hervorgerufen wird, welche die Bildung von Abwehrzellen anregt. Diese können die bösartigen Krebszellen töten.
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Fieberreaktion gehört dazu
Zur erwünschten Stimulation des Immunsystems gehört die Entzündungsreaktion eventuelle mit Fieber und grippeähnlichen Symptomen praktisch dazu.
Die meisten Patienten verspüren nach der Behandlung Blasenbeschwerden, die ein bis zwei Tage andauern. Auch Blutspuren im Urin können auftreten, sind dann aber kein Alarmzeichen. Häufig tritt am Tag der Behandlung auch eine Fieberreaktion ein. [sic]
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Daß die BCG-Behandlung sehr wirkungsvoll sein kann, zeigte sich in einer Untersuchung der Southwestern Oncology Group (SWOG) von 1992. Aus 8795 Patienten verschiedener Behandlungszentren wurden 469 für die randomisierte Studie ausgewählt. In der mit BCG behandelten Gruppe von 190 Patienten erlitten 37 ein Wiederauftreten des Tumors, während von den 187 mit einem Zytostatikum behandelten 61 einen Rückfall hatten. Weil die Resultate eindeutig zugunsten von BCG ausfielen, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen [sic]..