Primar-Appell an Zuhörer :
"Lassen Sie sich bitte nicht verunsichern!"
Kleine Zeitung

Mit einer leider viel zu kurzen Konfrontation zwischen bekannten Kärntner Primarärzten und dem sogenannten alternativen Krebsforscher, Dr. Ryke Hamer, endete am Mittwoch dessen Vortrag in Klagenfurt.

Auf einen kurzen Nenner gebracht, wähnt sich Hamer im Besitz einer neuen Erkenntnis über die Geißel Krebs. Seiner Ansicht nach sei die chirurgische und chemotherapeutische Behandlung Krebskranker in den meisten Fällen überflüssig, Krebs entstehe durch Konflikte, die gelöst werden müßten. Eine Heilung könne durch Geist und Seele erreicht werden.

Hamer, ein Internist aus Tübingen, bekam wegen seiner wissenschaftlich unhaltbaren Thesen ein Praxisverbot. Er meint etwa, daß man auf Röntgenbildern vom Gehirn "Hamersche Herde" erkennen könne, die auf bestimmte Krebsformen hindeuten. Aber die Schulmediziner könnten diese Bilder nicht richtig deuten. Sie stünden davor wie Ochsen vor einem Scheunentor. Primar Dr. Heinz Sterz meinte dazu: "Tausende Mediziner sind in der Krebsforschung tätig und das sind keine Trotteln, aber da kommt einer und nennt uns alle Trotteln."

Prim. Univ. Prof. Dr. Lanner betonte, daß Hamers Aussage Unsinn sei. Aufgrund seiner jahrelangen Praxis wisse er, daß es solche Herde im Gehirn nicht gebe, sondern nur Absiedlergeschwülste (Metastasen) bestimmter Karzinome, die rausoperiert werden müßten. Täte man das, wie Hamer vorschlägt, nicht, so sterbe der Patient. "Lassen Sie sich nicht in die Irre führen", appelliert Lanner an die Zuhörer.

Mit Kopfschütteln verfolgten u.a. Dozent Primar Dr. Stephan Szalay und der Internist Dr. Kloker die Ausführungen Hamers. Letzterer fragte, wo Hamer Medizin studiert habe. Er sage Sachen, die einfach nicht stimmen. Etwa wenn er von einem kalten (stagnierenden) und heißen (fortschreitenden) Krebs spricht. Prim. Doz. Dr. Kobinia dazu: Das Charakteristikum von Krebs sind eben Zellen, die sich schneller teilen als andere. Hamers Aussage sei ein Widerspruch in sich. Als besonders bedenklich und unverantwortlich empfanden die Ärzte Hamers Ratschlag an Frauen, sie sollten einem "Knötchen in der Brust" keine Aufmerksamkeit schenken.