Mit dem Kopf durch die Wand
Schorndorfer Nachrichten, 22.11.1991
Mit dem Kopf durch die Wand
"Leserzuschrift"
Betr.: Bericht "Krebskrankes Kind ins Ausland gebracht", vom 7.11.91
Memmingen? Wo liegt eigentlich Memmingen? Ist doch klar: Immer geradeaus, mit dem Kopf durch die Wand, und dann im Mittelalter rechts ab... Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich mich an das königlich-bayrische Amtsgericht erinnert fühlen. – Also, im Ernst: die Richter dort begnügen sich offenbar nicht mehr mit "Hexen"-Prozessen, sondern versuchen allen Ernstes, Eltern den fürsorgerischen Umgang mit ihren kranken Kindern en detail vorzuschreiben. Schlimm genug, wenn man ein krebskrankes Kind hat, noch schlimmer aber, wenn Gerichte die betroffenen Eltern zur Vergewaltigung ihrer Kinder durch absolut umstrittene Therapien zwingen wollen; wer sich schon einmal mit den Opfern der Chemotherapie-Mafia unterhalten hat, weiß, was ich meine. Auf jeden Fall wird üblicherweise die Therapie im vertrauensvollen Gespräch zwischen Arzt und Patient (bei Unmündigkeit durch den gesetzlichen Vertreter) und nicht von Staatsorganen festgelegt (das hatten wir schon mal: Zwangssterilisation, Euthanasieprogramm usw.). – Ein Vater auf der Flucht vor dem wildgewordenen Jugendamt, um das selbstverständliche Recht zu wahren, über die Therapie für seine Tochter selbst entscheiden zu können (Die "richtige" Therapie – wenn es sie überhaupt gibt! – kann immer nur die sein, zu der die Betroffenen ihre Zustimmung erteilen!), ein Gericht, das die geordnete Existenz einer normalen bürgerlichen Familie gefährdet – jetzt weiß ich, warum man vom "wilden Süden" spricht! Geht das Gewaltmonopol des Staates schon so weit? Was kommt als nächstes, wo ist die Grenze? Werde ich demnächst in Beugehaft genommen, wenn ich den Schnupfen meines Sohnes nicht mit Antibiotika behandeln lassen will?
Kay Lorey M. A.
Oberer Rosberg 26, Waiblingen